Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Page - 84 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 84 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Image of the Page - 84 -

Image of the Page - 84 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text of the Page - 84 -

84 Anatomie eines „lebenden Organismus“ die Hauptrolle, wobei mit zunehmender Betriebsgröße Weinbauwirtschaften und Hackfrucht-Weinbauwirtschaften zugunsten von Getreide-Weinbauwirtschaften zurücktraten. Die Bodennutzung in Auersthal am Übergang von Pannonischem Flach- und Hügelland ähnelte in vielerlei Hinsicht dem Raggendorfer Muster. Hier fanden sich jedoch unter den Zwerg- und Kleinbetrieben, ähnlich dem Wei- kendorfer Muster, weniger Weinbauwirtschaften  – ein Befund, der wegen der lü- ckenhaften Dokumentation der Betriebe unter fünf Hektar in dieser Gemeinde jedoch mit einem Fragezeichen versehen ist (Abbildung 2.13). Im Vergleich zur Region Matzen verschoben sich im Flach- und Hügelland südlich der Donau, vertreten durch den AGB Mank, die Arrangements von Be- triebsgrößen und -typen. Die mehr grünlandwirtschaftlich und mittelbetrieb- lich ausgerichtete Bodennutzung fand ihren Ausdruck im Überwiegen der Fut- terwirtschaften mit 264 von 619 oder 43 Prozent sowie der Betriebe zwischen zehn und 20 Hektar mit 157 von 619 oder 25 Prozent. Die Aufgliederung nach Betriebsgrößen und -typen zeigt unterschiedliche Gewichtungen : Die unter den Zwergbetrieben überwiegenden Hackfruchtwirtschaften traten in den folgenden Betriebsgrößenklassen mehr und mehr zurück. Nahezu im selben Maß stiegen die Anteile der Getreidewirtschaften. Die Anteile der Futterwirtschaften schwank- ten zwischen einem Fünftel und der Hälfte ; nur unter den größeren Betrieben verloren sie geringe Anteile an die Grünland-Waldwirtschaften. Wie bereits an der Region Matzen gezeigt, eröffnet auch hier erst der Wechsel vom regionalen zum lokalen Blickwinkel die unterschiedlichen Arrangements betrieblicher Agrar- systeme. Ein Ende des Spektrums vertraten die Katastralgemeinden von St. Le- onhard am Forst  – der Markt, Grimmegg, Pöllendorf und Ritzengrub126  – sowie Bischofstetten am flacheren Nordrand der Region : Von den kleineren zu den grö- ßeren Betrieben fortschreitend, nahmen die Anteile der zunächst vorherrschenden Hackfruchtwirtschaften ab  – zunächst zugunsten der Futterwirtschaften, bevor die Getreidewirtschaften zum bestimmenden Betriebstyp aufrückten. Das andere Ende des Spektrums markierten die hügelig gelegenen, teils ins voralpine Bergland übergehenden Gemeinden Plankenstein, St. Gotthard und Texing am Südzipfel der Region : Hier waren Getreidewirtschaften die Ausnahme. In der Regel über- wogen unter den Betrieben mit weniger als einem Hektar die Hackfruchtwirt- schaften, die mit steigender Betriebsfläche schrittweise zugunsten der Futterwirt- schaften zurücktraten (Abbildung 2.14). Wie der Blickwechsel von Matzen zu Mank eröffnet auch jener zum AGB Lit- schau im Waldviertel eine neue Welt, diesmal geprägt von den Mehrheiten der Hackfruchtwirtschaften mit 355 von 450 oder 79 Prozent sowie der Betriebe zwi- schen zwei und fünf Hektar mit 126 von 450 oder 28 Prozent. Nach Betriebsgrö- ßen und -typen unterschieden, erweist sich die Kulturfläche von zehn Hektar als
back to the  book Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder