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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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94 Anatomie eines „lebenden Organismus“ ist eine Variante des Smallholder-Profils mit durchschnittlichem Taglöhneranteil (>  <  =). Erst das nächste Profil mit 118 Betrieben oder 8 Prozent mit vermin- derter Gesinde- und erhöhter Taglohnarbeit (=  <  >) entspricht der „Taglöhner- gesellschaft“. Das Gegenprofil, die „Gesindegesellschaft“, bilden die folgenden 115 Betriebe oder 7 Prozent, gekennzeichnet durch verminderte Anteile ständiger Familienarbeitskräfte und vermehrte Anteile ständiger Fremdarbeitskräfte (<  >  =). Auch die folgenden beiden Arbeitszeitprofile mit 98 Betrieben oder 6 Prozent (<  >  <) bzw. 31 Betrieben oder 2 Prozent (<  <  >) stellen Varianten der „Gesinde-“ bzw. „Taglöhnergesellschaft“ dar (Abbildung 2.17).139 Um den vom Ökotypen-Modell behaupteten Zusammenhang von Wirtschafts- weise, Arbeitsorganisation und Haushaltsform zu prüfen, schwenken wir wiede- rum zur regionalen Ebene (Tabelle 2.10). In der Region Matzen waren zwei Va- rianten des Smallholder-Profils  – die größte Gruppe von 262 Betrieben oder 54 Prozent (>  <  <) sowie die drittgrößte Gruppe mit 45 Betrieben oder 9 Prozent (>  <  =)  – in der Überzahl ; darunter traten die Zwerg- und Kleinbetriebe sowie teils die Hackfrucht-Weinbau- und Hackfruchtwirtschaften, teils die Getreide- Weinbauwirtschaften hervor. Hingegen zeichneten die zweitgrößte Gruppe mit 68 Betrieben oder 14 Prozent verminderte Familien- sowie erhöhte Gesinde- und Taglöhneranteile aus ; sie zeigt ein mittel- und großbetriebliches und getreidebau- liches Gepräge. Das Taglöhner-Profil (=  <  >) mit 39 Betrieben oder 8 Prozent hatte ebenso wie das Gesinde-Profil (<  >  <) mit 28 Betrieben oder 6 Prozent einen mittelbetrieblichen und weinbaulichen Schwerpunkt. Vom Ökotypen-Modell aus betrachtet überraschen die starken Ähnlichkeiten dieser beiden, hinsichtlich Be- triebsgröße und -typ unterschiedlichen Profile : Das behauptete Band zwischen Wirtschaftsweise, Arbeitsorganisation und Haushaltsform hält dieser Prüfung nicht stand ; vielmehr gingen in der Region Matzen Anfang der 1940er Jahre ähn- liche Betriebsgrößen und -typen mit unterschiedlichen Arbeitszeitprofilen einher. Freilich dürfen wir nicht von einer Region auf ganz Niederdonau schließen ; setzten wir daher die Überprüfung des Ökotypen-Modells in Mank fort. Auch hier rangieren Varianten des Smallholder-Profils  – die größte Gruppe mit 203 Be- trieben oder 33 Prozent (>  <  <) und die drittgrößte Gruppe mit 97 Betrieben oder 16 Prozent (>  <  =)  – ganz vorne. Erstere war zwerg- und kleinbetrieblich sowie hackfruchtwirtschaftlich, letztere mittelbetrieblich und futterwirtschaftlich akzen- tuiert. Dahinter folgt das gegensätzlich konturierte Gesinde- und Taglöhner-Profil (<  >  >) mit 116 Betrieben oder 19 Prozent, die in mittleren und größeren Betrie- ben sowie Getreidewirtschaften ihren Schwerpunkt hatten. Dahinter rangiert das Taglöhner-Profil (=  <  >) mit 69 Betrieben oder 11 Prozent und das Gesinde-Profil (<  >  =) mit 56 Betrieben oder 9 Prozent. Während beide mittelbetrieblich geprägt waren, unterschieden sie sich hinsichtlich des dominanten Betriebstyps : Die Be-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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