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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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97Blicke hinter das Hoftor Gesinde- und Taglöhner-Profil (<  >  >) mit 12 Betrieben oder 3 Prozent und das Taglöhner-Profil (=  <  >) mit 10 Betrieben oder 2 Prozent fanden in dieser Region kaum Verbreitung. Alles in allem fällt die Bilanz zwiespältig aus : Der vom Öko- typen-Modell behauptete Zusammenhang zwischen Wirtschaftsweise, Arbeitsor- ganisation und Haushaltsform ist teils  – wie in Litschau  – bestätigt, teils  – wie in Mank  – widerlegt worden ; teils  – wie in Matzen  – konnte er weder bestätigt, noch widerlegt werden. Bislang wurden nur die im Betrieb tätigen familieneigenen und -fremden Ar- beitskräfte betrachtet ; ausständig sind noch jene Haushaltsangehörigen, die noch nicht oder nicht mehr voll arbeitsfähig waren : Kinder, Alte, Kranke. Dieser Aspekt der Haushaltsführung soll nun mittels des Zahlenverhältnisses der Verbraucher/- innen zu den Arbeitskräften in der Besitzerfamilie, des V/A-Quotienten, einbezo- gen werden (Tabelle 2.11).140 In allen drei Regionen kamen durchschnittlich 1,79 (± 1,07) Verbraucher/-innen auf eine Familienarbeitskraft. Im Durchschnittsbe- reich lagen 409 Haushalte oder 26 Prozent ; darunter versammelte sich eine satte Mehrheit von 758 Haushalten oder 49 Prozent ; darüber befanden sich 363 Haus- halte oder 23 Prozent. Diese Verteilung findet sich in den Regionen mehr  – wie in Mank  – oder weniger  – wie in Matzen und Litschau  – wieder. Etwas deutlicher stellen sich die Zusammenhänge mit den Betriebstypen dar : In Matzen konzent- rierten sich niedrige V/A-Quotienten in Hackfruchtwirtschaften, hohe Werte in Weinbau- und Getreide-Weinbauwirtschaften. Unterdurchschnittlich viele „be- köstigte Personen“ pro Familienarbeitskraft kennzeichneten die Manker Getreide- und die Litschauer Futterwirtschaften, überdurchschnittliche Zahlen finden sich in beiden Regionen in den Hackfruchtwirtschaften. Damit zeichnet sich der bereits auf der Ebene der Produktionsgebietssprengel vermutete Zusammenhang zwischen erhöhtem Versorgungsbedarf in der (unter-)bäuerlichen Familie und intensivierter Landnutzung mittels Wein- und Hackfruchtbau auch auf der Betriebsebene ab. Bislang sind wir von einer scheinbar selbstverständlichen, tatsächlich aber höchst fragwürdigen Annahme der offiziellen Agrarstatistik ausgegangen : der klaren Scheidung von Land- und Forstwirtschaft und anderen Wirtschaftszwei- gen. Ein Blick in die Hofkarten und vor allem in die Kleinbetriebslisten erweist vielfältige Kombinationen agrarischen und anderweitigen Erwerbs. Der national- sozialistischen Norm des vollbäuerlichen Familienbetriebs mit erbhofrechtlich verbriefter „Ackernahrung“141 stand in der Alltagspraxis ein Konglomerat unter- nehmerischer und lohnabhängiger, agrarischer und außeragrarischer, ständiger und gelegentlicher Erwerbszweige gegenüber.142 Josef Bergmann, Agrarexperte in der Landesbauernschaft Donauland, erkannte in der Jahrhunderte langen „Verbin- dung von Gewerbe und Landwirtschaft“ eine Grundlage bäuerlicher Existenz in Wien, Nieder- und Oberdonau. Den „Rückgang dieser ländlichen Nebengewerbe“
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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