Page - 132 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Image of the Page - 132 -
Text of the Page - 132 -
132 Anatomie eines „lebenden Organismus“
Durch Gruppierung der Fachgutachten nach den räumlichen Lagebeziehungen
lassen sich fünf amtlich begutachtete Landwirtschaftsstile bilden (Abbildungen
2.30 und 2.31) : der zähe (55 Fälle), fehlgeleitete (49 Fälle), vorbildliche (51 Fälle),
arbeitsame (259 Fälle) und fleißige Bauer (234 Fälle). Der zähe Bauer verkörperte
Tugenden, die in der nationalsozialistischen „Blut und Boden“-Ideologie200 pro-
pagiert wurden. Danach bewirtschafteten er und seine Angehörigen den Hof mit
herausragendem Einsatz, was durch Attribute wie „fleißig“, „strebsam“ und „or-
Abbildung 2.29 : Raum der amtlichen Moralökonomie in den Regionen
Kirchberg/Pielach, Litschau, Mank und Matzen 1938–1943
Quelle : eigene Berechnungen (Multiple Korrespondenzanalyse und Agglomerative Hierarchische
Clusteranalyse, Datenmatrix : 18 Merkmale über 648 Betriebe) nach NÖLA, Amt NÖLReg, L.A.
VI/12, Entschuldungsakten, AZ 263–289 (AGB Matzen), AZ 328–354 (AGB Litschau), AZ 909–934
(AGB Mank), AZ 1378–1383 (AGB Kirchberg/P.). fleißiger Bauer
zähler Bauer
vorbildlicher Bauer
arbeitsamer Bauer
fehlgeleiteter Bauer
Beispielbetrieb
D1: moralische Entsprechung (40 %)
Nachlässigkeit, Unbeholfenheit Fleiß, Anspruchslosigkeit
unwürdig und
rückständig
würdig und
rückständig
unwürdig und
fortschrittlich
würdig und
fortschrittlich
back to the
book Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937