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134 Anatomie eines „lebenden Organismus“
Entsprechend groß war die Wertschätzung, die bäuerliche Zähigkeit von amtlicher
Seite genoss : „Sehr fleißiger und strebsamer Bauer, der den besten Ruf genießt.“
Freilich bildete die kinderreiche Bauernfamilie nur eine Variante ; vielfach handelte
es sich um ein „fleißiges, sparsames und bescheiden lebendes Ehepaar“203 oder um
eine Betriebsleiterin, deren Ehemann bereits verstorben war („Witwe, brave, flei-
ßige Frau, aufopferungsvolle Mutter“204) oder den Militärdienst leistete („Besitzer
derzeit eingerückt, jung verheiratetes Ehepaar, sehr fleißige und strebsame Frau,
die den besten Eindruck macht“205).
Die Begleitumstände der bäuerlichen Zähigkeit wurden in einigen Fällen ge-
nauer ausgeführt : ungünstige Natur- und Verkehrslage („Der Bergbauernbetrieb
wird von dem strebsamen und fleißigen Besitzer und seiner Familie unter schwie-
rigen Erzeugungsbedingungen in rauer und ausgesetzter Lage in Ordnung ge-
führt.“206), körperliche Gebrechen („Der kleine Bergbauernbetrieb wird von dem
fleißigen und strebsamen Besitzer, welcher kriegsinvalid ist, in bester Ordnung ge-
führt.“207), sozialer Abstieg („ein ehemals mittelgroßer landwirtschaftlicher Betrieb,
Abbildung 2.31 : Agrarsystem-Merkmalsprofile in den Regionen Kirchberg/
Pielach, Litschau, Mank und Matzen 1938–1943
Anmerkung : wie Abbildung 2.30. Die Merkmalsausprägungen sind nicht in die Raumkonstruktion
einbezogen.
Quelle : wie Abbildung 2.29.
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fleißiger Bauer
zäher Bauer
vorbildlicher Bauer
arbeitsamer Bauer
fehlgeleiteter Bauer -305
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937