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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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204 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe fahren im AGB Eggenburg eng mit dem Weinbau verbunden gewesen sein. In den Weinbaugemeinden kollidierte das Ideal des geschlossenen, über Generationen an dieselbe „Sippe“ gebundenen Erbhofs augenscheinlich mit der Realität häufiger Landtransfers in und zwischen den Familien ; dabei wurden Parzellen häufig ver- und gekauft sowie getauscht.207 Die Kluft zwischen Norm und Praxis erhöhte wohl auch das Risiko, gerichtliche Sanktionen zu erleiden. Somit lässt sich die Frage nach den Eigenarten der Anerbengerichtsbarkeit im AGB Eggenburg auf unter- schiedlichen Ebenen beantworten : Auf der Ebene der Agrarsysteme stand der rege Bodenmarkt, vor allem im Weinbaugebiet, im Widerspruch zum gesetzlichen Tei- lungs- und Veräußerungsverbot ; dadurch steigerte sich der amtliche Regulations- aufwand. Auf der Ebene des Reichsnährstandes und der Gerichtsbehörden trach- teten die Amtsträger in den ersten Jahren nach Einführung des REG, bäuerliche Missstimmungen durch eine entgegenkommende Auslegung in Zaum zu halten. Die Wechselwirkung beider Ebenen erklärt den im Vergleich zum Landkreis Stade erheblichen Überhang an  – großteils im Sinn der Erbhofeigentümer/-innen ent- schiedenen  – Bodennutzungs- und Sanktionsverfahren. Tabelle 3.8 : Grundbesitzverteilung im AGB Eggenburg 1939 Gemeinden Betriebe (Anz.) Anteil der Betriebe an der Besitzgrößenklasse (%) Erbhof- anteil (%)0,5–5 ha 5–10 ha 10–20 ha 20–100 ha > 100 ha Harmannsdorf 176 30,1 13,6 29,0 25,6 1,7 41,5 Sigmundsherberg 337 42,1 13,1 19,6 24,9 0,3 32,3 Gebiet ohne Weinbau 513 38,0 13,3 22,8 25,1 0,8 35,5 Eggenburg 348 52,0 17,2 20,1 9,8 0,9 25,6 Kattau 375 45,6 16,3 26,7 10,7 0,8 33,6 Röschitz 394 61,2 16,0 17,5 5,1 0,3 19,3 Straning 278 55,4 15,1 16,9 12,2 0,4 27,0 Weinbauzone 1.395 53,5 16,2 20,5 9,2 0,6 26,2 Gesamtheit 1.908 49,4 15,4 21,1 13,5 0,6 28,7 Anmerkung : Am 1. Oktober 1938 wurden zahlreiche Gemeinden des AGB mit Eggenburg, Har- mannsdorf, Kattau, Röschitz, Sigmundsherberg und Straning zusammengelegt. Die Erbhofgerichtsak- ten wurden jedoch nach den Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Einführung des REG am 1. August 1938 bestanden, weitergeführt. Quelle : eigene Berechnungen (Datenbasis : 156 Verfahren) nach NÖLA, BG Eggenburg, Erbhofakten ; Statistisches Reichsamt (Hg.), Ergebnisse ; Arnberger (Hg.), Atlas, Bl. 87.
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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