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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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232 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe Kriegsbeginns im September 1939 auf die Landnutzung umreißen : Nichts deutet auf eine dramatische Extensivierung hin ; vielmehr zeichneten sich regional unglei- che Änderungen der Landausstattung und flächendeckende, wenn auch begrenzte Ansätze zur Intensivierung der Bodennutzung ab. Von einer Einzementierung der bäuerlichen Grundbesitzverhältnisse konnte demnach keine Rede sein. Inwiefern erfuhren diese Tendenzen der Kulturflächenentwicklung ab dem zweiten Kriegsjahr eine Fortsetzung oder Änderung ? Für die Jahre nach 1939/40 liegen für das Gebiet der Landesbauernschaft Donauland keine Buchführungs- ergebnisse in größerem Umfang vor ; daher müssen wir zur Beantwortung dieser Frage auf die Auswertung der Hofkartendaten 1941 bis 1944 zurückgreifen. Der Vergleich der Kulturflächenangaben verschiedener Erhebungsjahre wirft einige Quellenprobleme auf : Erstens über- oder unterschritten aufgrund von Zu- oder Abnahmen der Kulturflächengrößen eine Reihe von Höfen die Erhebungsgrenze von fünf bzw. zwei Hektar. Die betreffenden Höfe wurden von den Kleinbetriebs- listen in die Hofkarten oder umgekehrt übertragen. Daher war es notwendig, in den Kleinbetriebslisten und Hofkarten zusammengehörige Betriebe anhand der Eigentümernamen und Hausadressen zu bestimmen und deren Angaben für 1941 bis 1944 zu verknüpfen. Zweitens verfügen, nicht alle der 1.552 für 1941 ausgewerteten Kleinbetriebslisten und Hofkarten über vollständige Angaben für die Folgejahre. Dieses Problem war teils durch nachträgliche Korrekturen und den Ausschluss eines Hofes mit ungenügenden Angaben in den Griff zu be- kommen ; zum anderen Teil muss in Rechnung gestellt werden, dass eine größere Zahl an Betrieben offenbar zeitweise oder zur Gänze stillgelegt wurde : Über 22 Höfe wurden für ein Jahr, über 13 Höfe für zwei Jahre und über 29 Höfe für drei Jahre keine Aufzeichnungen in den Kleinbetriebslisten und Hofkarten geführt. Nur in zwei Fällen finden sich Hinweise auf endgültige Betriebsauflassungen durch Verkauf der Liegenschaft und Tod des Besitzers ;319 vermutlich handelte es sich überwiegend um vorübergehende Stilllegungen, etwa durch Verpachtung oder anderweitige Übertragungen von Nutzungsrechten. Vergleichsweise häufig setzten Arbeiterbauernfamilien, Gewerbebauern, Nebenerwerbsbauernfamilien und Weinhauerfamilien, mithin Eigentümer/-innen am unteren Ende der Besitzgrö- ßenhierarchie, die Landbewirtschaftung für ein Jahr oder länger aus. Unter Ma- schinenmännern, Mischwirtschaftern und Zuckerrübenbauern, die an der Spitze der Besitzgrößenhierarchie rangierten, fanden keine Betriebsstilllegungen statt (Ta- belle 3.13). Die Entscheidung zwischen Weiterbewirtschaftung und Stilllegung des Hofes  – ungeachtet der Tatsache, ob sie erzwungen oder gewählt war  – stellte sich vor allem für unterbäuerliche Gruppen ; für „Bauern“ im engeren Sinn be- stand diese Alternative kaum.
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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