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261Die
Steuerung der „Landflucht“
Jahres den Hof. Eine Stichprobenerhebung für 520 Abgewanderte ergab, dass 91
Prozent eine außeragrarische Tätigkeit aufnahmen – 42 Prozent in der Bauwirt-
schaft, 43 Prozent in Gewerbe- und Industriebetrieben und 6 Prozent im öffent-
lichen Dienst oder durch Heirat mit Nicht-Landwirten ; nur 9 Prozent ergriffen
wiederum einen land- oder forstwirtschaftlichen Beruf.32
Im April 1939 erläuterte Reinthaller den Amtswaltern des Gauamtes für Agrar-
politik der NSDAP-Gauleitung Wien die notwendige Therapie des „Landflucht“-
Syndroms ; Auszüge seiner Rede wurden in der Wiener landwirtschaftlichen Zeitung,
Tabelle 4.1 : Landwirtschaftliche Arbeitskräftebasis in 33 Ortsbauernschaften der
Landesbauernschaft Donauland 1938–1939
landwirtschaftliche Arbeitskräfte Personenzahl Index
(1938=100)Jänner
1938 Jänner 1939
Familienmitglieder
- Bauer und Frau 3.069 3.115 101,5
- Kinder über 14 Jahre 3.262 2.936 90,0
- Kinder unter 14 Jahre 1.546 1.624 105,0
Familienmitglieder zusammen 7.877 7.675 97,4
Fremdarbeitskräfte nach Alter und Stand
- verheiratete Männer 224 208 92,9
- verheiratete Frauen 93 75 80,6
- ledige Männer über 20 Jahre 898 635 70,7
- ledige Frauen über 20 Jahre 712 571 80,2
- Burschen unter 20 Jahren 450 349 77,6
- Mädchen unter 20 Jahren 348 296 85,1
Fremdarbeitskräfte nach Beschäftigung
- Professionisten 41 43 104,9
- Gespannführer 559 411 73,5
- Melker 229 187 81,7
- sonstige Viehpfleger 163 130 79,8
- Knechte und Mägde 1.581 1.250 79,1
- Buben 152 113 74,3
Fremdarbeitskräfte zusammen 2.725 2.134 78,3
Landarbeitskräfte zusammen 10.602 9.809 92,5
Quelle : Löhr, Donauland, 355 ; ders., Beiträge, 103 f.
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937