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325Gerechter
Lohn oder Ausbeutung ?
wurde mittels einer Tabelle das erheblich niedrigere Bruttoentgelt festgelegt. Da-
von wurden die fiktiven Kosten für Unterkunft und Verpflegung und, anstelle der
Lohnsteuer, die „Ostarbeiterabgabe“ abgezogen ; das Nettoentgelt betrug meist
Kategorie Männer (RM) Frauen (RM)
I II III I II III
- Auszahlungsbetrag für polnische Kgf. 1941 13,00 –
- Auszahlungsbetrag für sowjetische Kgf. 1941 5,20 –
Kgf. 1943 (LZ bis 20% des TL bzw. 7,50 RM)*** 18,20 –
- Auszahlungsbetrag für nichtpoln. und -sowj. Kgf. 18,20 –
- Auszahlungsbetrag für polnische Kgf. 13,00 –
- Auszahlungsbetrag für sowjetische Kgf. 9,10 –
„ung. Juden“ 1944 (LZ bis 15 %, LA bis 50 %) **** 23,50 15,00
Legende : I, II, III Lohngebiete innerhalb des Reichsgaues Niederdonau, LZ Leistungszulage, LA Leis-
tungsabzug
* Für die Arbeitgeber/-innen kam noch der Sozialversicherungsbeitrag dazu. Für die Arbeitnehmer/-
innen sind Sozialversicherungsbeitrag und Lohnsteuer abzuziehen.
** Vom Bruttolohn (berechnet analog zum Bruttolohn der inländischen Normal-Arbeitskräfte, wobei für
Kost und Unterkunft ein Deputat von monatlich 30 RM veranschlagt wird) mussten die Arbeitgeber/-
innen in der Landwirtschaft nur die Hälfte der „Ostarbeiterabgabe“ abführen.
*** Für die Kriegsgefangenen ist der Stalag-Anteil abzuziehen. Die Auszahlung erfolgte in Lagergeld.
Land- und forstwirtschaftliche Betriebe waren von der zehnprozentigen Pauschalsteuer befreit.
**** Die Arbeitgeber/-innen mussten für jede Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer einen Pauschal-
betrag von 3
RM als Dienstgeberanteil zur Krankenversicherung leisten. Für nicht arbeitende Familien-
angehörige wurden den Arbeitnehmer/-innen pro Kalendertag Kost- und Unterkunftssätze abgezogen
(Kinder unter 4 Jahren : 0,60 RM, Kinder von 4–12 Jahren : 0,90 RM, Personen über 12 Jahren : 1,20
RM). Die Auszahlung erfolgte nicht an die Arbeitnehmer/-innen, sondern an einen vom „Ältestenrat
der Juden“ in Wien verwalteten Sonderfonds.
Quelle : Tarifordnung für die Landwirtschaft im Gebiete der Landesbauernschaft Donauland vom
10.6.1940, in : RABl. IV (1940), 732 ; Reichstarifordnung für polnische landwirtschaftliche Arbeits-
kräfte vom 8.1.1940, in : RABl. IV (1940), 38, 211, 727 ; Verordnung über die Einsatzbedingungen
der Ostarbeiter vom 30.6.1942, in : RGBl. I (1942), 419 ; Verordnung zur Durchführung und Ände-
rung der Verordnung über die Einsatzbedingungen der Ostarbeiter vom 5.4.1943, in : RGBl. I (1943),
181 ; Reichstarifordnung für die in der Landwirtschaft eingesetzten polnischen Beschäftigten vom
29.6.1944, in : RABl. IV (1944), 158 ; DÖW, Dok. 19.284, Anordnung des Präsidenten des Gauar-
beitsamts und Reichstreuhänders der Arbeit Niederdonau vom 27.6.1944 ; ÖStA/AdR, RStH Wien,
100/47, Kriegsgefangenenwesen, Anordnung des Stalag XVII B Krems-Gneixendorf vom 10.10.1941 ;
Anordnung über die Bezahlung von Kriegsgefangenenarbeit in der Land- und Forstwirtschaft und bei
Meliorationen vom 8.9.1943, in : RABl. I (1943), 477 ; SLA, RStH Salzburg, Unterabteilung IVd/1944,
K. 936, Merkblatt über die Bezahlung von Kriegsgefangenenarbeit des Oberkommandos der Wehr-
macht vom 1.11.1943.
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937