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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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381„Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? befriedigende Leistung der Handelsdünger ist aber nur dann zu erwarten, wenn alle Nährstoffe zueinander in einem für die Pflanzenernährung harmonischen Verhält- nis stehen, was aber bei der Düngerwirtschaft der Kriegsjahre nicht der Fall war“,27 so eine Expertenmeinung aus der Nachkriegszeit. Um die kriegsbedingte Verknap- pung der Stickstoff- und Phosphordüngermengen auszugleichen, propagierte der Reichsnährstand den vermehrten Einsatz von Düngekalk ; durch die Mobilisie- rung der Restnährstoffe, das ‚Ausmergeln‘ der Böden, sollte der Wirkungsgrad der Stickstoff-, Phosphor- und Kalidüngergaben gesteigert werden.28 Dabei näherten sich die in Niederdonau eingesetzten Mengen langsam dem Reichsdurchschnitt, erreichten ihn aber nur in den Landkreisen Gmünd und Neubistritz ; nicht weniger als 83 Prozent der Böden in den Alpen- und Donaugauen galten als kalkbedürf- tig.29 Um der Verknappung zu begegnen, sollten die verfügbaren Mineraldünger- mengen mittels Bodenuntersuchungen präziser ausgebracht werden.30 Zudem war die Agrarpresse eifrig bemüht, bäuerliche Bedenken gegen die Beeinträchtigung der Bodenfruchtbarkeit durch den „Kunstdünger“ zu zerstreuen : „Pflanzenwachs- tum ohne Humus geht also, Pflanzenwachstum ohne mineralische Nährstoffe geht aber nicht [Hervorhebung im Original]“. In griffigen Gleichsetzungen der Acker- mit der Viehwirtschaft stand der von organischem Dünger abhängige Humus für den Stall, der Mineraldünger für das Viehfutter.31 Offenbar boten sich dem angepeilten Mineraldüngereinsatz nicht nur materielle, sondern auch ideelle Hindernisse. Tabelle 5.2 : Mineraldüngerabsatz auf dem Gebiet Österreichs 1937–1944 Jahr Stickstoff Phosphor Kali Stickstoff Phosphor Kali Mengenindex* (Reinnährstoffe in 1.000 Tonnen) (Index 1937=100) 1937 6,7 14,0 8,6 100 100 100 100 1938 10,9 19,1 10,7 162 137 124 146 1939 21,0 22,5 26,8 313 161 310 248 1940 25,4 21,5 30,7 379 154 356 279 1941 28,2 11,5 41,8 420 82 484 286 1942 24,0 11,3 46,6 358 81 540 268 1943 19,4 11,5 64,5 290 82 748 272 1944 15,0 8,1 84,2 224 58 976 270 Legende : * mit den Preisen von 1937 wertgewogener Mengenindex Anmerkung : Die Zahlen geben den Düngemittelabsatz in Österreich wieder, wie er sich aufgrund von Auslieferungen aus Inlandsproduktion und Importen ergibt. Der tatsächliche Verbrauch in den Kalen- derjahren kann daher etwas abweichen. Quelle : WIFO (Hg.), Ertragssteigerung, 4 ; N., Handelsdüngerverbrauch, 26 (abweichende Angaben).
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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