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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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439„Aufrüstung“ in den Bergen ten und Förderungsbedarf  – kurz, das gesamte Spektrum an natur- und sozial- räumlichen Bedingungen  – als Unterscheidungsmerkmale beachtet werden. Doch letztlich gewinnt gegenüber der inneren die äußere Differenzierung zwischen „Berg-“ und „Talbauern“ das Übergewicht. Der Artikel diskutiert die Ursachen der Bergbauernproblematik auf zwei Ebe- nen. Zunächst streicht er die strukturellen Schwächen des bergbäuerlichen Wirt- schaftens heraus : „Aus den verschiedenen Grundlagen und infolge der zusätzlichen Erschwernisse, mit denen der Bauer im Bergland zu rechnen hat, ergeben sich grundlegende Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur einer bergbäuerlichen Wirtschaft und einer solchen im Flachland [Hervorhebung im Original]. Die Produktion des Bergbauern ist einseitiger und den beschränkten Möglichkeiten angepaßt, seine Arbeitsleistung ist im Verhältnis zum wirtschaftlichen Erfolg größer und seine Absatzmöglichkeiten sind infolge der meist ungünstigen marktfernen Lage und mangels geeigneter Verbindungswege ungleich geringer als die eines Bauern im Flachlande.“179 Die einseitige Produktpalette  – vor allem Vieh, Milch und Holz  –, der erhöhte Aufwand  – etwa für Fremdlöhne  – und der verminderte Ertrag  – großteils durch Transportkosten  – setzten dem bergbäuerlichen Wirtschaften starre Grenzen ; eine gewisse Flexibilität schaffe hingegen die Bereitschaft der Bauernfamilie, bei sin- kendem Einkommen auch den Lebensstandard zu senken  – und damit auf ihren Lohn zu verzichten : „Praktisch wird zur Deckung dieses Lohnanspruches nur der Rest des Bargeldes verwendet, der (vielleicht !) nach Befriedigung aller anderen Posten übrigbleibt.“180 Die strukturellen Ursachen der Bergbauernproblematik seien durch den Verfall der Agrargüterpreise während der Weltwirtschaftskrise als konjunktureller Ursa- che erheblich verschärft worden. Die Großhandelspreise für Milch, vor allem aber für Rinder, Schweine und Holz sanken im Lauf der 1930er Jahre weitaus stärker als die Getreide-, Kartoffel- und Weinpreise  – eine Folge der Nachfrageverlagerung der im Industrie- und Dienstleistungssektor Beschäftigten, deren Kaufkraft durch Lohnkürzungen und Massenarbeitslosigkeit gesunken war. Daher verzeichneten die bergbäuerlichen Viehhalter/-innen einen erheblich stärkeren Einnahmenent- fall als die Ackerwirtschaften im Flach- und Hügelland. Während das Preisgefälle zwischen Berg- und Flachlandbauern im „Altreich“ bis 1938 wieder eingeebnet wurde, bestand es in der Ostmark, wenn auch vermindert, weiterhin (Abbildung 5.15). Die bergbäuerliche „Notlage“ sei nicht allein durch die Wirtschaftskrise, sondern auch durch die verfehlte Krisenbekämpfung der österreichischen Bun- desregierung prolongiert worden. Weder die Marktordnungsmaßnahmen auf dem
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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