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440 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“
Vieh- und Milchsektor seit 1931 noch die „Bergbauernhilfe“ seit 1934 hätten die
Ursachen der Krise wirkungsvoll bekämpft : „Alle diese und andere Einzelmaßnah-
men entbehrten aber der nötigen Durchschlagskraft und vermochten insbesondere
nicht, die Bergbauernwirtschaft auf eine gesündere Basis zu stellen.“181 Folglich
habe die Verschuldung der Bergbauernwirtschaft – teils durch Investitionsausga-
ben vor Ausbruch der Krise, teils durch krisenbedingte Einnahmenausfälle – zu-
genommen und zu einer wachsenden Zahl von Zwangsversteigerungen geführt.
Der Artikel beurteilt die Lage der Bergbauernwirtschaft seit dem „Anschluss“
ambivalent. Einerseits habe die Preisregelung im Rahmen der Marktordnung des
Reichsnährstandes zu Einnahmensteigerungen und Ausgabensenkungen geführt :
Bei Milch ergab die Verringerung der Handelsspannen, trotz Senkung der Groß-
handelspreise, eine Steigerung der Erzeugerpreise um 16 Prozent. Auch die Roh-
holzpreise wurden wesentlich, die Vieherzeugerpreise spürbar erhöht. Zudem habe
mancherorts der Fremdenverkehr eine bergbäuerliche Einnahmenquelle erschlos-
sen. Ausgabenseitig brachten die Senkung der Warenumsatzsteuer auf 1 Prozent
und die bis zu 25-prozentige Verbilligung der Futtermittel durch die Streichung
Abbildung 5.15 : Agrargüterpreise in Österreich 1929–1939
Quelle : N., Lage, 207.
Großhandelspreise von Agrargütern nach
regionalen Marktproduktgruppen
(1929 = 100) Preise bäuerlicher Marktprodukte in der
Ostmark und im „Altreich"
(1929 = 100, I = Bergbauern, II = Ackerbauern)
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937