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441„Aufrüstung“
in den Bergen
der Futtermittellizenzgebühr spürbare Entlastungen für die Bergbauernbetriebe.
Die Verbilligung der Landmaschinen um ein Drittel bis zur Hälfte komme hinge-
gen eher den Flachlandbetrieben zugute ; zudem hätten sich Mechanikerleistungen
durch Lohnangleichungen verteuert. Zu den betriebswirtschaftlichen Entlastun-
gen kämen noch förderungspolitische Maßnahmen wie die Entschuldungs- und
Aufbauaktion, die für die Bergbauern in der Regel Zuschüsse, nur ausnahmsweise
Darlehen vorsehe, sowie der Güterwege- und Seilbahnbau. Andererseits hätten
zusätzliche Belastungen diese Entlastungen großteils zunichte gemacht : der Man-
gel an Arbeitskräften unter den Bedingungen der „Höhen-“ und „Landflucht“. Die
daraus folgende Steigerung der Landarbeitslöhne um durchschnittlich 35 Prozent
wiege umso schwerer, als die Fremdlöhne etwa die Hälfte der bergbäuerlichen
Aufwendungen, abgesehen vom Eigenverbrauch der Familie, ausmachten. Zur fi-
nanziellen komme die körperliche Be- und Überlastung der Familienangehörigen,
vor allem der Bäuerinnen, die – anders als im Flachland – im Gebirge maschinell
kaum gemildert werden könne. Fazit : „Landflucht und Landarbeitermangel ist
heute für den Bergbauern, vielleicht noch mehr als für die übrige Landwirtschaft,
das Hauptproblem, das es zu lösen gilt.“ Neben der materiellen sei eine ideelle
Kräftigung des „Bergbauern“ nötig :
„Darüber hinaus aber gilt es, das Vertrauen der Bergbauern in ihre eigene Leistungs-
fähigkeit wieder zu festigen und zu stärken. Gewiß, der Bergbauer muß hart um sein
Dasein ringen ; aber er ist dabei kein Außenseiter, sondern seine Arbeit kommt letzten
Endes dem ganzen Volk zugute. Er steht auf Vorposten im Kampf um Ernährung und
Leben seines Volkes.“182
Diese und weitere Studien, etwa Walter Lechlers Bestandsaufnahme der bäuer-
lichen Kreditverhältnisse183 oder Ludwig Löhrs Beiträgen zum „Landfluchtpro-
blem“,184 skizzieren die Wechselwirkungen bergbäuerliche Problembereiche : ers-
tens das durch die Öffnung der „Preisschere“ zwischen bäuerlichen Faktor- und
Produktpreisen bedingte Kaufkraftproblem, das sinkende Betriebserträge und
Familieneinkommen zur Folge hatte ; zweitens das derart konjunkturell und zu-
dem strukturell bedingte Verschuldungsproblem, aus dem der „äußere“ – mone-
täre – und „innere“ – infrastrukturelle – Verlust von Betriebskapital folgte ; drit-
tens das dadurch bedingte Entlohnungsproblem familieneigener und -fremder
Arbeitskräfte, aus dem die häufig beobachtete Selbstausbeutung der bäuerlichen
Haushalte oder, genauer, die familiale Fremdausbeutung mittels geschlechter-, al-
ters- und klassenbezogener Machtverhältnisse folgte ; viertens das durch die Ab-
wanderung überwiegend familienfremder, teils auch -eigener Haushaltsangehöri-
ger bedingte Arbeitskraftproblem, aus dem der Anstieg der Landarbeitslöhne und,
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937