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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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441„Aufrüstung“ in den Bergen der Futtermittellizenzgebühr spürbare Entlastungen für die Bergbauernbetriebe. Die Verbilligung der Landmaschinen um ein Drittel bis zur Hälfte komme hinge- gen eher den Flachlandbetrieben zugute ; zudem hätten sich Mechanikerleistungen durch Lohnangleichungen verteuert. Zu den betriebswirtschaftlichen Entlastun- gen kämen noch förderungspolitische Maßnahmen wie die Entschuldungs- und Aufbauaktion, die für die Bergbauern in der Regel Zuschüsse, nur ausnahmsweise Darlehen vorsehe, sowie der Güterwege- und Seilbahnbau. Andererseits hätten zusätzliche Belastungen diese Entlastungen großteils zunichte gemacht : der Man- gel an Arbeitskräften unter den Bedingungen der „Höhen-“ und „Landflucht“. Die daraus folgende Steigerung der Landarbeitslöhne um durchschnittlich 35 Prozent wiege umso schwerer, als die Fremdlöhne etwa die Hälfte der bergbäuerlichen Aufwendungen, abgesehen vom Eigenverbrauch der Familie, ausmachten. Zur fi- nanziellen komme die körperliche Be- und Überlastung der Familienangehörigen, vor allem der Bäuerinnen, die  – anders als im Flachland  – im Gebirge maschinell kaum gemildert werden könne. Fazit : „Landflucht und Landarbeitermangel ist heute für den Bergbauern, vielleicht noch mehr als für die übrige Landwirtschaft, das Hauptproblem, das es zu lösen gilt.“ Neben der materiellen sei eine ideelle Kräftigung des „Bergbauern“ nötig : „Darüber hinaus aber gilt es, das Vertrauen der Bergbauern in ihre eigene Leistungs- fähigkeit wieder zu festigen und zu stärken. Gewiß, der Bergbauer muß hart um sein Dasein ringen ; aber er ist dabei kein Außenseiter, sondern seine Arbeit kommt letzten Endes dem ganzen Volk zugute. Er steht auf Vorposten im Kampf um Ernährung und Leben seines Volkes.“182 Diese und weitere Studien, etwa Walter Lechlers Bestandsaufnahme der bäuer- lichen Kreditverhältnisse183 oder Ludwig Löhrs Beiträgen zum „Landfluchtpro- blem“,184 skizzieren die Wechselwirkungen bergbäuerliche Problembereiche : ers- tens das durch die Öffnung der „Preisschere“ zwischen bäuerlichen Faktor- und Produktpreisen bedingte Kaufkraftproblem, das sinkende Betriebserträge und Familieneinkommen zur Folge hatte ; zweitens das derart konjunkturell und zu- dem strukturell bedingte Verschuldungsproblem, aus dem der „äußere“  – mone- täre  – und „innere“  – infrastrukturelle  – Verlust von Betriebskapital folgte ; drit- tens das dadurch bedingte Entlohnungsproblem familieneigener und -fremder Arbeitskräfte, aus dem die häufig beobachtete Selbstausbeutung der bäuerlichen Haushalte oder, genauer, die familiale Fremdausbeutung mittels geschlechter-, al- ters- und klassenbezogener Machtverhältnisse folgte ; viertens das durch die Ab- wanderung überwiegend familienfremder, teils auch -eigener Haushaltsangehöri- ger bedingte Arbeitskraftproblem, aus dem der Anstieg der Landarbeitslöhne und,
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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