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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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465„Aufrüstung“ in den Bergen itiative, Stoß- und Entschlußkraft der Bauernschaft, verkörpert in ihrem Obmann, der wie ein kleiner Feldherr die ihm anvertrauten Bauern führen, zur Mitarbeit anhalten und sie ständig über das Notwendige aufklären muß“ sowie „die Geschick- lichkeit und erzieherische Fähigkeit des staatlichen Aufbauleiters, in dessen Hand die Durchführung des Aufbaues liegt,“ als „Generalstabschef des bäuerlichen Feld- herrn [Hervorhebungen im Original]“.238 Nur die von Obmann und Aufbauleiter geführte Aufbaugenossenschaft könne die „Erziehung zur größten Selbständigkeit und Unabhängigkeit“239 leisten. In der Argumentation des Autors bildeten quasi- militärische „Menschenführung“ und bäuerliche Autonomie keinen Widerspruch, sondern bedingten einander. Freilich eignete sich ein solches Verständnis jederzeit zur Rechtfertigung von Zwangsmaßnahmen gegen jene, die sich dem Dienst an der „Dorf-“ und „Volksgemeinschaft“ widersetzten. Kurz vor Erscheinen dieses Artikels, im März 1941, war die Aufbaugenos- senschaft Ybbsitz gegründet worden  – unter durchaus prekären Umständen, wie Haushofer berichtete : „Der Beginn der Arbeiten in der Aufbaugemeinde Ybbsitz war sehr erschwert, nachdem bei der Gründung der Genossenschaft noch keiner- lei Vorarbeiten vorlagen. Die Bestellung eines Aufbauleiters verzögerte sich, da zunächst keine geeignete Persönlichkeit zur Verfügung stand […].“240 Dennoch konnte der Abteilungsleiter Ende November eine ansehnliche Bilanz ziehen : der Rohbau von 600 Metern Güterwegen, die abgeschlossene oder laufende Elektro- versorgung von 21 Höfen, die Projektausarbeitung einer Entwässerung, der Bau ei- nes Kriegsgefangenenlagers für 120 Mann, die Lieferung von Handelsdünger und Saatgut für den Herbstanbau, die „dankbarste Aufnahme gefunden“ habe, mehrere Anbauversuche und eine Bodenuntersuchung, die Ausgabe von 1.500 Obstbäumen, eine Rinderuntersuchung zur Vorbereitung der Viehaustauschaktion, die Einigung auf vorläufiges Festhalten an der Murbodner-Rinderasse, die Sippenforschung, die Schulungen und die Auswahl von Richtbetrieben.241 Auch die anfängliche Euphorie Brauners über die hierarchisch-genossenschaft- liche Organisation des „Gemeinschaftsaufbaus“ wirkte im veröffentlichten Tätig- keitsbericht vom September 1942 bereits deutlich gedämpft : „Der Tätigkeit der Aufbaugenossenschaft von Bergdörfern wurden ja durch die kriegswirtschaftlichen Hemmungen gewisse Grenzen gestellt.“242 In einem amtsinternen Tätigkeitsbericht an die Berglandabteilung vom Februar 1943 sprach er die Organisations- und sons- tigen Mängel offen an. Offenbar war das Projekt bereits gegen Jahresende 1941, kurz nach seiner offiziellen Genehmigung, auf der Kippe gestanden : „Als nach der dreimonatlichen Tätigkeit meines Vorgängers im Dezember 1941 ein Stillstand al- ler Aufbauarbeiten eingetreten war und der Gemeinschaftsaufbau in Ybbsitz vor der Gefahr der Einstellung und des Scheiterns an den Kinderkrankheiten stand,“243 habe er sich als ehrenamtlicher Aufbauleiter bis zur Bestellung eines fähigen Nach-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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