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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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475Kapitaleinsatz vor Ort flächen gedrittelt werden, zeichnen folgendes Bild : Die durchschnittliche Stalldün- germenge je Hektar Acker- und Wiesenfläche erreichte im Drittel der kleinsten Betriebe mit etwa 10.500 Kilogramm den Höchstwert, lag im Drittel der Betriebe mittlerer Größe bei 9.200 Kilogramm und war im Drittel der größten Betriebe mit rund 8.400 Kilogramm am geringsten. Ähnlich verteilte sich die durchschnittli- che Menge an Handelsdünger auf die Größengruppen : 84, 37 und 18 Kilogramm pro Hektar Acker- und Wiesenfläche. In beiden Gemeinden, die, agrarsystemisch betrachtet, die Extrempositionen markierten, galt : Je kleiner die Betriebe, desto mehr überwog die organische Düngung ; dieser Zusammenhang folgte aus dem zu- gleich zunehmenden Viehbesatz pro Flächeneinheit. Doch dieser Gemeinsamkeit der Stalldüngung stand ein Unterschied des Handelsdüngereinsatzes gegenüber : In Auersthal kam mit zunehmender Betriebsgröße mehr Mineraldünger pro Hek- tar zur Anwendung ; hingegen standen in Frankenfels die Mineraldüngermengen zur Betriebsgröße im entgegengesetzten Verhältnis. Dafür dürften im einen Fall ökonomische, im anderen Fall ökologische Gründe ausschlaggebend gewesen sein : Die größeren Auersthaler Betriebe waren marktorientierter als die kleineren ; daher konnten  – und mussten  – sie mehr Geldmittel für den Handelsdüngerzukauf auf- wenden. Hingegen waren die größeren Frankenfelser Höfe meist jene, die in größe- rer, bis knapp unter 1.000 Meter reichender Seehöhe  – und damit unter ungünstige- ren Wachstumsbedingungen  – mit hohem Selbstversorgungsanteil wirtschafteten ; folglich waren dem „Kunstdüngern“ engere Grenzen gesetzt. Ungeachtet dieser Unterschiede stellten die Gutachter der Landstelle Wien beiden Gemeinden ein mangelhaftes Zeugnis hinsichtlich des „Kunstdünger“-Aufwandes aus. Die fehlenden Angaben über die Maschinenausstattung für die Betriebe bis fünf bzw. zwei Hektar in den Hofkarten vermögen bis zu einem gewissen Grad die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939 auszugleichen. Zwar sind die publizierten Maschinenzahlen entweder nach Betriebsgrößenklassen oder nach Kreisen  – aber nie nach beiden Merkmalen zugleich  – zusammengefasst ;269 doch in den Kreiswirtschaftsmappen, die den Landes- und Kreisbauernschaften für Planungszwecke dienten, finden sich feingliedrigere Zusammenfassungen für eine breite Palette an Maschinen, Geräten und baulichen Anlagen.270 Mit diesen Materialien lässt sich eine häufig geäußerte, doch mangels entsprechender Daten selten überprüfte Aussage zur Mechanisierung bäuerlicher Betriebe untersuchen : die Abhängigkeit der Mechanisierung von der Betriebsgröße.271 Dazu betrachten wir die Zahlen von Kraft- und Arbeitsmaschinen sowie der Gärfutterbehälter pro 100 Betrieben nach der Größe der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den Land- kreisen Gän sern dorf (Abbildung 5.22), Gmünd (Abbildung 5.23) und Melk (Ab- bildung 5.24), denen die Untersuchungsregionen Matzen, Litschau und Mank zugehörten.
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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