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607Öffentliche
Bewirtschaftung, privates Wirtschaften
der Mieter gemeinsam mit den Vermietern zu Hause verzehrte. In diesem Fall
trat der zentrale Vermittler im Tauschnetzwerk nicht als Beauftragter der Erzeu-
ger, sondern als eigenständiger Unternehmer auf : Auf eigene Initiative hin kaufte,
verkaufte, tauschte und verschenkte er der Bewirtschaftung entzogene Produkte.
Dabei nutzte er Arbeitskontakte, Nachbarschaften und die Beziehung zu seinen
Wohnungsvermietern, die das wechselseitige Vertrauen der Beteiligten erhöhten
und das Risiko, aufgedeckt zu werden, verringerten.112
Im dritten Fall steht eines der umfassendsten aktenmäßig dokumentierten
Netzwerke der bäuerlichen Schleichhändler im Mittelpunkt (Abbildung 7.8). Ein
Unteroffizier der Deutschen Wehrmacht, der auf einem Fliegerhorst in Schwechat
Abbildung 7.7 : Tauschnetzwerk von Franz und Aloisia Locher aus Preinreichs,
Kreis Zwettl, 1941/42
Quelle : WStLA, Sondergericht, Verfahrensakten, SHv 6889/47, Urteil des SG beim LG Wien vom
29.4.1943.
fett Angeklagte/-r
Produktfluss
Alltagskontakt
Wohnort
nähere Umgebung
fernere Umgebung Hilfsarbeiter
in Preinreichs KFZ-Lenker
in Allentsteig
Bauer
Bauer
“Schleich-
händler”
in Wien Kellner
Hilfsarbeiter
Baupolier
Schrankenwärter
Abnehmer Fuhrwerksunternehmer
in Allentsteig
Franz Locher
Bauer in Preinreichs Aloisia Locher
Bäuerin in Preinreichs
Kleinhäusler und
Forstarbeiter
in Flachau Kleinhäuslerin
in Flachau
Kleinhäusler und
Forstarbeiter in
Flachau (Wehrmacht) Kleinhäuslerin
in Flachau
Kleinhäusler und
Forstarbeiter
in Flachau Kleinhäuslerin
in Flachau
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937