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631Die
verlorene „Erzeugungsschlacht“ ?
besatz nahmen stetig zu, insgesamt von 63 auf 71 Prozent. In dieser Hinsicht mar-
kierten Gmünd und Gän sern dorf die oberen und unteren Extreme, während Melk
dem Normalmaß entsprach. Die Art der Rinderhaltung zeigt ein Blick auf die
Anteile der Milchkühe : Bei insgesamt steigender Tendenz zeigte Gän sern dorf eine
Stagnation auf niedrigem Niveau ; hingegen erfuhren die ohnehin bereits hohen
Milchkuhanteile in Melk und Gmünd noch eine Ausweitung. Demzufolge zeigte
der Entwicklungspfad im ersten Fall in Richtung Rindermast, im zweiten Fall in
Richtung Milcherzeugung. Die Schweinebestände nahmen nicht nur absolut, son-
dern auch relativ – im Landesschnitt von 21 auf 14 Prozent – ab. Der erhebliche
Rückgang der Schweinebestände fiele unter Berücksichtigung der bei den jähr-
lichen Viehzählungen verheimlichten Tiere wohl geringer aus. Gegenüber Melk
und Gän sern dorf, wo die Schweinemast einen hohen Stellenwert genoss, hatte sie
in Gmünd die geringste Bedeutung. Die Anteile der Ziegen, die insgesamt etwa
1 Prozent ausmachten, zeigten kaum Veränderungen. Als Selbstversorgungsbasis
von Kleinhäuslerfamilien hatten sie etwa in Gän sern dorf einen überdurchschnitt-
lichen Stellenwert. Hingegen vermehrten sich die Schafbestände anteilsmäßig auf
das Dreifache, allerdings auf niedrigem Niveau. Hinsichtlich der Schafanteile la-
gen Gmünd wie auch Bezirke mit Gebirgscharakter – Lilienfeld, Baden, Scheibbs
und so fort
– über dem Gesamtdurchschnitt. Im Bezirk Zwettl folgte der Zuwachs
Abbildung 7.15 : Gesamtviehbesatz in Niederösterreich und dem nördlichen
Burgenland 1938–1944
Quelle : eigene Berechnungen nach ÖStZA (Hg.), Ergebnisse.
80
85
90
95
100
105
1939 1940 1941 1942 1943 1944
Gesamtheit
Gänserndorf
Gmünd
Melk
sonstige Bezirke
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937