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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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654 Ordnung und Chaos des Marktes gemein. Die darauf abgestimmten Wirtschaftsstile der Betriebsbesitzer/-innen waren disponiert für die (Fremd- und Selbst-)Positionierung als „Ölfruchtan- bauer“. Folglich erfuhr der Flachsanbau in der Region Matzen, wo er vor dem „Anschluss“ kaum Verbreitung gefunden hatte, erhebliche Zuwächse ; hingegen war in der Region Litschau, einem traditionellen Anbaugebiet, kein Boom zu ver- zeichnen. Dass dieser betriebliche Entwicklungspfad Abzweigungen und Umkehr nicht ausschloss, zeigen die Ackerbäuerinnen : Sie engagierten sich 1943 stark im Flachsbau, zogen sich im Folgejahr jedoch weitgehend wieder zurück  – vermutlich wegen Anbauproblemen, zu denen Wochenblatt immer wieder markt-, staats- und wissenschaftsabhängige Lösungsanleitungen bot.191 Die Bemessung der betrieblichen Leistungen in der „Kriegserzeugungsschlacht“ wird durch fehlende oder lückenhafte Ertragsdaten in den Hofkarten und Klein- betriebslisten erheblich eingeschränkt. Offenbar dienten diese Dokumente vorran- gig der Registrierung der Faktorausstattung ; über die Produktmengen  – entspre- chende Tabellen waren in der Hofkarte zwar enthalten, wurden aber nicht oder nur lückenhaft ausgefüllt  – führten die Ernährungsämter eigene Aufzeichnungen. Daher lässt sich die Produktions- und Produktivitätsentwicklung lediglich für die vier Hauptgetreidearten, die wichtigsten Hackfrüchte  – Kartoffeln, Futter- und Zuckerrüben  – sowie die Kuhmilch nachzeichnen. In der Region Litschau zeigten die Erträge der Beispielbetriebe eine große Bandbreite (Tabelle 7.12) : Auf dem Arbeiterbauernfamilien-Betrieb von Leopoldine Eichler in Heidenreichstein lagen die Hektar- und Kuhleistungen, sofern dokumentiert, erheblich unter dem Be- zirksdurchschnitt ; der Nebenerwerbsbauernfamilien-Betrieb der Familie Moser in Loimanns erzielte Durchschnittserträge ; vielfach überdurchschnittliche Leistun- gen, vor allem bei Milch, wurden auf dem Mischwirtschafter-Betrieb von Lambert Ziegler in Kleinpertholz registriert. Die Region Mank zeigte eine ähnliche Streuung (Tabelle 7.13) : Der Ochsenbau- ern-Betrieb von Leopold Hofer in Plankenstein erbrachte unterdurchschnittliche Flächen- und Kuherträge ; hingegen lagen die Leistungen des Maschinenmänner- Betriebs von Anton Herzog in Bischofstetten bei den Flächenerträgen im Durch- schnitt, bei den Kuherträgen deutlich darüber ; die Getreide- und Hackfruchter- träge des Gewerbebauern-Betriebes von Leopold Dutter in Texing sind nur für 1941 dokumentiert ; dessen Milchleistungen lagen im Durchschnitt oder knapp darunter. Auffällig ist der Knick der Getreideerträge 1942  – besonders krass im Fall des Bischofstettener Beispielbetriebes  –, der witterungsbedingte Ernteausfälle vermuten lässt. Auch in der Region Matzen streuten die Betriebsleistungen, jedoch weniger stark als in den anderen beiden Regionen (Tabelle 7.14) : Auf dem Weinhauerfa- milien-Betrieb von Johann Futterknecht in Raggendorf hinkten die Getreideer-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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