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671Vom
Wert der Landarbeit
vom Ertrags- und Einkommensrückgang im Gefolge des „Anschlusses“ betrof-
fen ; das hing offenbar mit dem etwas geringeren Stellenwert des Milchverkaufs,
dem größten „Plusposten“, dem überragenden Stellenwert des Getreideverkaufs,
dem zweitgrößten „Minusposten“, sowie – was den Einkommensrückgang be-
traf – dem unterdurchschnittlichen Stellenwert der Lohnansprüche der Famili-
enarbeitskräfte, die dabei nicht veranschlagt wurden, in den beiden Reichsgauen
zusammen.
Welche agrarpolitischen Folgerungen leitete die Studie im Auftrag des Gau-
amtes für Agrarpolitik der NSDAP-Gauleitung Wien ab ? Zunächst verwies der
Autor darauf, dass sich die „Preisschere“ bereits im vergangenen Jahrzehnt er-
heblich geöffnet hatte. Zwischen 1929 und 1937 waren in der österreichischen
Landwirtschaft die Betriebsaufwendungen um 7, die Roherträge hingegen um
Tabelle 7.21 : Ertrags- und Einkommensentwicklung des Agrarsektors in Wien
und Niederdonau sowie der Ostmark nach dem „Anschluss“ 1938
Wien und
Niederdonau
(RM) Ostmark
(RM) Anteil Wien und
Niederdonau
(%)
Plusposten
- Handelsdünger 622.613 1.286.390 48,4
- Milch 4.586.220 13.160.795 34,8
- Zuckerrübe 1.139.914 1.305.263 87,3
Summe 6.348.747 15.752.448 40,3
Minusposten
- Handelsfutter 9.761.897 23.000.748 42,4
- Getreide 10.899.681 15.105.000 72,2
- Kartoffeln 147.855 200.000 73,9
- Löhne der familienfremden AK 7.591.500 24.469.500 31,0
- Lohnansprüche der Familien-AK 40.710.240 108.401.280 37,6
Summe 69.111.173 171.176.528 40,4
Reinertragsrückgang (incl. Lohnanspr.) 62.762.426 155.424.080 40,4
Reinertragsrückgang je Betrieb 364 359 –
Einkommensrückgang (excl. Lohnanspr.) 22.052.186 47.022.800 46,9
Einkommensrückgang je Betrieb 128 109 –
Einkommensrückgang je Familien-AK 52 42 –
Quelle : Löhr, Gedanken, 35 f.
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937