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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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689Vom Wert der Landarbeit Einnahmequelle war, in den übrigen Betrieben geringeres bis kein Gewicht besaß ; die Schweinehaltung, die in Heidenreichstein die Hälfte, in St. Leonhard am Forst ein Fünftel, in den übrigen Betrieben aber nur ein Achtel der eingehenden Gelder eintrug ; die Hühnerhaltung, die durchwegs einen nicht unerheblichen Beitrag zu den Einnahmen leistete ; schließlich teils betriebliche, teils regionale Eigenarten : der  – rund ein Zehntel einbringende  – Handel mit Schaferzeugnissen und Holz in Frankenfels, der  – zusammen etwa ein Drittel umfassende  – Getreide- und Bie- nenhonigverkauf in St. Leonhard am Forst und die  – mit einem Anteil von mehr als der Hälfte existenzielle  – Trauben- und Weinerzeugung in Auersthal. Nebenbe- schäftigungen wurden in Heidenreichstein, ein gelegentliches Lohnfuhrwerk mit einem Fünftel der Einnahmen, und in Auersthal, landwirtschaftliche Taglohnar- beit mit einem Achtel, registriert. Auf der Ausgabenseite erscheinen diese betrieblichen Unterschiede deutlich ab- gemildert : Die Lebenshaltungskosten der Familie schlugen mit einem Viertel bis knapp der Hälfte am meisten zu Buche. In den größeren Betrieben in Frankenfels und St. Leonhard am Forst waren familienfremde Arbeitskräfte im Ausmaß von etwa einem Fünftel der Ausgaben zu entlohnen. Dünge- und Futtermittel stellten in Heidenreichstein eine erhebliche, in den übrigen Betrieben eine geringere Be- lastung dar ; dafür wogen sonstige Betriebszukäufe in St. Leonhard am Forst und Auersthal schwerer. Die Steuern und Abgaben machten bis zu einem Zehntel aus. Etwas weniger Mittel erforderte die Erhaltung der Gebäude und Maschinen. Eine regionale Eigenart stellen die Pachtzinse dar, die in Auersthal im Umfang von einem Zehntel der Ausgaben anfielen. Die aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben errechnete „Leistungsfähigkeit“ pro Hektar Kulturfläche verdeutlicht die Unterschiede der Bodennutzungsintensitäten, aber auch der Zusatzeinkünfte : An einem Pol des Spektrums standen die Frankenfelser Grünland-Waldwirtschaft mit vier Reichsmark, am anderen Pol die Auersthaler Acker-Weinbauwirtschaft mit 57 Reichsmark  – dem etwa 15-fachen Betrag. Einen gewissen Ausgleich schuf die unterschiedliche Flächenausstattung, wodurch im Hinblick auf die gesamte „Leistungsfähigkeit“ die Heidenreichsteiner Hackfruchtwirtschaft mit 95 Reichs- mark an das Ende, die St. Leonharder Futterwirtschaft mit 500 Reichsmark  – dem rund fünffachen Wert  – an die Spitze der Rangfolge rückten. Bereits diese Fälle deuten die Vielfalt der betrieblichen Geldflüsse an ; erweitern wir nun die Perspektive von den Beispielbetrieben auf die umliegenden Regio- nen. Der folgende Vergleich der ein- und ausgehenden Geldflüsse von 561 Ent- schuldungs- und Aufbaubetrieben in den AGB Kirchberg an der Pielach, Litschau, Mank und Matzen zielt nicht nur auf die Unterschiede zwischen den Regionen, sondern auch auf die innerregionalen Unterschiede. Als Vergleichsmaßstab eignen sich die Betriebsgrößenklassen kaum ; denn ein Zehn-Hektar-Betrieb repräsen-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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