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717Großbritannien
und die Ostmark im Krieg
Tabelle 8.4 : Landarbeitskräfte in Großbritannien und der Ostmark 1939–1942
Großbritannien Ostmark
1939 1942 Änderung(1939
= 100) 1939 1942 Änderung
(1939 = 100)
Männer (1.000) 682 693 102 895 633 71
Frauen (1.000) 121 222 183 875 831 95
Arbeitskräfte (1.000) 803 915 114 1.770 1.464 83
Frauen/100 Männer 18 32 181 98 131 134
AK pro ha LNF 6,3 7,2 116 40,4 33,2 82
Quelle : eigene Berechnungen nach Murray, Agriculture, 85, 373 ; Statistisches Amt für die Alpen- und
Donaureichsgaue (Hg.), Betriebszählung, 85 ; Reichsnährstand (Hg.), Landesbauernschaften 1941–
1942, 136 f.
Neben Land und Arbeit war auch (Sach-)Kapital ein im Krieg nur eingeschränkt
verfügbarer Produktionsfaktor. Das Nutzvieh, als lebender Teil der Kapitalausstat-
tung Nahrungslieferant des Menschen, wurde mit zunehmender Lebensmittel-
knappheit mehr und mehr zu dessen Konkurrenten. Großbritannien und das an-
nektierte Österreich verfolgten ähnliche Lösungen dieses Problems (Tabelle 8.5) :
Während 1939 bis 1944 die Zahl der Milchkühe um 13 bzw. 4 Prozent zunahm,
erfuhren die übrigen Vieharten – mit Ausnahme der österreichischen Schafe – er-
hebliche Rückgänge. Die schärfsten Einschnitte mit 58 bzw. 40 Prozent betrafen
die Schweine, als Getreide- und Kartoffelfresser unmittelbare Nahrungskonkur-
renten des Menschen. Die Viehstände nahmen während der Kriegsjahre insgesamt
um 6 bzw. 11 Prozent und pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche um 4 bzw.
11 Prozent ab. Auf den dadurch freiwerdenden Futterflächen konnten Nahrungs-
pflanzen für den menschlichen Bedarf angebaut werden.
Neben den lebenden Ressourcen bildeten die technischen einen wesentlichen
Teil der betrieblichen Kapitalausstattung im Krieg. Die Motorenleistung als Maß
für die mechanische Technisierung erfuhr 1939 bis 1946 in beiden Fällen erhebli-
che Steigerungen, wenn auch in unterschiedlicher Stärke (Tabelle 8.6) : in Groß-
britannien um 154 Prozent, in Österreich um 80 Prozent. Die Kluft zwischen
den beiden Motorisierungsschüben wird etwas verringert durch die Tatsache, dass
ein Teil des österreichischen Motorenbestandes im Zuge von Zerstörungen und
Requirierungen gegen Kriegsende verloren gegangen war.78 Auffällig ist die un-
terschiedliche Zusammensetzung der Maschinenleistung : Während in Großbri-
tannien das Hauptgewicht der Motorisierung auf Traktoren lag, ruhte es in Öster-
reich – wohl auch wegen beschränkter Einsatzfähigkeit der verfügbaren Traktoren
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937