Seite - 466 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Bild der Seite - 466 -
Text der Seite - 466 -
466
Angerer, Victor, geb. 1868 oder 1870 in Wien, betreibt
in der Theresianumgasse 4, Wien 4, ein Atelier und
arbeitet seit 1895 als Pressefotograf. Er beliefert um
1900 zahlreiche österreichische Zeitungen und auch
den Berliner Ullstein Verlag. Er fotografiert öffentliche
Ereignisse, den Kaiser bei seinen Auftritten, Bühnen-
stars, aber auch Alltagsszenen. Nicht zu verwechseln
mit dem gleichnamigen Fotofabrikanten und Industriel-
len Viktor Angerer (1839–1894).
Angerer, Wilhelm, geb. am 6. Juli 1904 in Schwaz,
Tirol, Fotografenlehre im elterlichen Betrieb, Ende
der 1920er Jahre Meisterklasse an der Graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, führt nach 1933
ein Fotogeschäft in Kitzbühel und arbeitet als Land-
schaftsfotograf, Vertreter der österreichischen Hei-
matfotografie, 1942 veröffentlicht er im Gauverlag
Tirol-Vorarlberg den Band Ein Lied rauscht von den
Bergen, gest. am 23. Dezember 1982 in Schwaz.
Atzwanger, Peter Paul, geb. am 15. Juli 1888 in Tisis
bei Feldkirch, Vorarlberg, Amateurfotograf, Studium
an der Akademie der bildenden Künste, Ausbildung
an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in
Wien, 1914 Assistent von Heinrich Kühn in dessen
Lichtbildnerschule in Innsbruck, nach dem Ersten
Weltkrieg eröffnet er ein Fotoatelier in Hall in Tirol,
von 1928 bis 1946 unterrichtet er an der Graphi-
schen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, Vertreter
der österreichischen Heimatfotografie, zahlreiche
Ausstellungen, 1938 Mitglied der NSDAP, gest. am
26. Dezember 1974 in Innsbruck.
Balek, Hans, Wiener Amateurfotograf, seit ca. 1927
Mitglied der Photographischen Fachgruppe der
Volkshochschule Wien-Ottakring, beteiligt sich an
Fotoausstellungen.
Bálint, Johann, ungarischer Fotograf, der 1915 Mitglied
im österreichischen Kriegspressequartier ist und
im Auftrag der Budapester Illustrierten Pesti Napló
(Pester Tagebuch) an der Ostfront fotografiert.
Balogh, Rudolf (Reszö), geb. am 1. September 1879
in Budapest, besucht die Graphische Lehr- und Ver-
suchsanstalt in Wien, danach arbeitet er zwei Jahre
lang in Fotoateliers in München, Görz und Konstan-
tinopel. Seit 1902 ist er als Pressefotograf für die
ungarische Wochenzeitung Vasárnapi Újság (Sonn-
tagsblatt) tätig, seit 1903 erscheinen seine Bilder
auch in österreichischen Zeitungen. 1912 eröffnet
er in Budapest ein Atelier. Während des Ersten Welt-
kriegs arbeitet er als Kriegsfotograf für das Kriegs-
pressequartier und veröffentlicht seine Bilder in un-
garischen, österreichischen und deutschen Blättern.
Seit 1920 veröffentlicht er in der illustrierten Beila-
ge des Pesti Napló (Pester Tagebuch). Balogh ist als
Pionier der ungarischen Pressefotografie Vorbild
für eine ganze Generation von jüngeren Fotografen
(u. a. Martin Munkácsi, Károly Escher, and Erno˝
Vadas). Zugleich ist er ein wichtiger Fotopublizist und
Fotolehrer. 1911 wird er Herausgeber der Zeitschrift
Fény (Licht), 1914 gründet er die Zeitschrift Fotómu˝-
vészet (Kunstfotografie), 1930 wird er Herausgeber
von Fotómu˝vészeti hírek (Fotografische Nachrichten).
Er stirbt am 9. Oktober 1944 in Budapest.
Barakovich, Edith, geb. am 14. Februar 1896 im unga-
rischen Semlin (heute Zemun, in der Nähe von Bel-
grad), 1913 –1915 Ausbildung an der Graphischen
Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945
Biografische Notizen
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, Lehre im Ate-
lier d’Ora. 1918 eröffnet sie ein eigenes Atelier in
der Prinz-Eugen-Straße 30 im 4. Bezirk und 1921
eine Filiale in der Fichtnergasse 3 in Wien-Hietzing.
Sie fotografiert bekannte Künstlerinnen und Künst-
ler, Schauspielerinnen und Schauspieler, aber auch
Personen aus dem Wiener Bürgertum und veröffent-
licht ab 1919 regelmäßig Porträt- und Modeaufnah-
men in der österreichischen und deutschen illust-
rierten Presse. 1938 flieht Barakovich zusammen
mit ihrem Mann, dem Schriftsteller und Journalisten
Paul Frankl, über Frankreich und Spanien nach Ca-
sablanca, wo sie sich Ende Dezember 1940 das Le-
ben nimmt.
Bárány, Josefine (auch Fini), geb. am 2. März 1891 in
Wien als Josefine Keller, eröffnet 1919 zusammen
mit Grete Weissenstein in der Lerchenfelder Stra-
ße 9/11, Wien 7, das Fotoatelier Ingret. Ihre Port-
räts und Kinderbilder erscheinen seit den frühen
1920er Jahren auch in der illustrierten Presse, seit
1929 beteiligt sie sich an Fotoausstellungen. Ende
1938 wird das Atelier geschlossen, Bárány geht mit
ihrem Mann Otto Bárány nach Schweden, wo sich
ihre Spur verliert. Ihre Atelierpartnerin Grete Weis-
senstein flüchtet 1939 nach Australien.
Bareder, Ferdinand, Wiener Amateurfotograf, seit
Ende der 1920er Jahre Mitglied der Arbeiterfoto-
gruppe der Naturfreunde Meidling, zeitweise auch
Leiter der Gruppe, stellt seine Bilder in zahlreichen
Ausstellungen aus, greift in seinem Werk die Anre-
gungen der Neuen Sachlichkeit auf.
Bauer, Karl, Wiener Amateurfotograf, um 1930 Mit-
glied der Arbeiterfotogruppe der Naturfreunde Meid-
ling.
Baszel, Günther, geb. am 8. Mai 1902 in Kaschau (Un-
garn, heute Slowakei), Studium der Kunstgeschich-
te und Germanistik an der Universität Wien, Ausbil-
dung an der Akademie der bildenden Künste, seit
1925 Mitarbeiter am Österreichischen Institut für
Bildstatistik, daneben Maler, Bildhauer und Ausstel-
lungsgestalter. Er ist als Amateurfotograf tätig und
macht mit der Kamera (teilweise abstrakte) Mate-
rial- und Oberflächenstudien, die er seit 1938 in
Zeitschriften veröffentlicht. 1942 wird er Mitglied
im Wiener Künstlerhaus und 1951 Professor an der
Akademie für angewandte Kunst in Wien. Er stirbt
am 5. Februar 1973 in Wien.
Bekei, Ödön, ungarischer Pressefotograf, arbeitet seit
ca. 1900 für die 1895 gegründete illustrierte Wo-
chenzeitung Új Ido˝k (Neue Zeiten). Seit 1903 er-
scheinen seine Aufnahmen auch in österreichischen
Blättern.
Benda, Arthur, geb. am 23. März 1885 in Berlin, Lehre
bei Nicola Perscheid, arbeitet in Wien als Assistent
im Fotoatelier von Dora Kallmus, übernimmt 1927
das Wiener Geschäft (d’Ora-Benda), zahlreiche Ver-
öffentlichungen in der Presse, gest. am 7. Septem-
ber 1969 in Wien.
Berényi, Ludwig, Wiener Atelierfotograf, der seit 1893
auch als Pressefotograf arbeitet. Er fotografiert u. a.
öffentliche Ereignisse und Sportveranstaltungen.
Bergler, Marianne, geb. am 31. März 1897 in Wien als
Marianne Blumberger, eröffnet 1927 ein Atelier an
der Seilerstätte 7, Wien 1, und eine Filiale in der Ro-
tenturmstraße 11, Wien 1, arbeitet ab 1927 als Ate- lier- und Pressefotografin in Wien, spezialisiert sich
auf Porträt-, Mode- und Theaterfotografie. Sie arbei-
tet von 1927 bis ca. 1931 mit der Pressefotografin
Annie Schulz (geb. 1897 in Wien als Anna Weishut)
zusammen, ihre gemeinsamen Arbeiten signieren
sie mit „Blumberger-Schulz“. In den 1930er Jahren
veröffentlicht Bergler in der illustrierten Presse vor
allem Modefotos, aber auch Alltags- und Sozialre-
portagen. Im Juli 1938 flüchtet die Fotografin, die
jüdischer Herkunft ist, zusammen mit ihrem Mann,
dem Psychoanalytiker Edmund Bergler, nach New
York. Sie wird amerikanische Staatsbürgerin. Ob sie
in New York noch als Fotografin tätig ist, ist nicht
bekannt. Nach dem Tod ihres Mannes 1962 grün-
det sie die Marianne and Edmund Bergler Psychiat-
ric Foundation in New York. Sie stirbt im Mai 1980
in Monterey, Kalifornien.
Bernatzik, Emmy, geb. am 3. April 1904 in Wien, Ethno-
login, Reisefotografin, ist mit ihrem Mann, Hugo
Bernatzik, viel unterwegs, publiziert seit Ende der
1920er Jahre in der illustrierten Presse, sie stirbt am
27. Juli 1977 in Einsiedeln (Schweiz).
Bernatzik, Hugo, geb. am 26. März 1897 in Wien, Eth-
nologe, Reiseschriftsteller, Publizist und Fotograf. Er
publiziert seit Ende der 1920er Jahre fotografische
Reisereportagen in der österreichischen und deut-
schen illustrierten Presse. Mit seinen Fotos ist er
auch auf der Werkbundausstellung „Film und Foto“
(FiFo) vertreten, die 1930 in Wien Station macht.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das national-
sozialistische Deutschland wird er Mitglied in der
NSDAP. Seit 1939 ist er Professor in Graz. Er stirbt
am 9. März 1953 in Wien.
Birnbach, Rudolf, geb. am 14. Dezember 1906 in
Wien, gründet Ende 1927 in Berlin die Fotoagentur
„Weltrundschau“, die, neben dem von Simon Gutt-
mann gegründeten „Deutschen Photodienst“ (De-
phot), um 1930 zu den innovativsten deutschen
Anbietern von Pressebildern und Bildreportagen
gehört. Nach 1933 ist Birnbach, der jüdischer Her-
kunft ist, gezwungen, die Leitung der Agentur auf-
zugeben (diese wird bis in die 1940er Jahre unter
neuer Leitung weitergeführt). In den 1930er Jahren
hält sich Birnbach mehrfach in Wien auf, spätes-
tens 1938 flüchtet er nach New York. Dort arbeitet
er neuerlich als Leiter einer Bildagentur unter dem
Namen Birnback Publishing Service, er stirbt 1961
in New York.
Bittner, Friedrich, arbeitet im Ersten Weltkrieg im ös-
terreichischen Kriegspressequartier als Pressefoto-
graf.
Bizanski, Stanislaw, polnischer Atelierfotograf, der seit
Mitte der 1880er Jahre ein Atelier in Krakau unter-
hält (mit Filialen in Zakopane und Krynica). Seit den
frühen 1890er Jahren ist er auch als Pressefotograf
tätig und publiziert gelegentlich in Wiener Zeitun-
gen.
Blaha, Franz, geb. am 21. Dezember 1904 in Wien, be-
treibt seit 1926 in Wien am Dr.-Karl-Lueger-Ring 12
ein Geschäft für Foto- und Kinogebrauchsartikel und
arbeitet als Werbemitarbeiter beim sozialdemokra-
tischen Vorwärts-Verlag (u. a. für das Kleine Blatt),
seit März 1937 arbeitet er auch als Pressefotograf.
Mitte 1938 baut er unter dem Namen Photo-Dienst
Blaha eine eigene Fotoagentur auf. Er arrangiert sich
mit dem nationalsozialistischen Regime. 1940 be-
antragt er die Aufnahme in den Reichsverband der
Deutschen Presse. Während des Zweiten Weltkrie-
ges übernimmt er die Wiener Vertretung der Berliner
Fotoagentur Scherl Bilderdienst. Nach 1945 arbeitet
Angeführt sind wichtige österreichische Fotografinnen und Fotografen, die zwischen 1890 und 1945 regelmä-
ßig Bilder in der illustrierten Presse veröffentlichten. Aufgenommen sind auch einzelne Inhaber von Fotoagen-
turen, Fotoredakteure sowie einige ausländische Fotografen, die öfter in österreichischen Medien publizierten.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang