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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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25Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag | For schungsarbeiten neben der Beschäftigung mit den auslösenden Momenten und dem Ereignis an sich als systemischer Zugang das Konzept der Vulnerabilität vor- geschlagen worden, wobei Vulnerabilität als Wahrscheinlichkeit verstanden wird, mit der Menschen aufgrund bestimmter Ereignisse und Konstellationen Schaden neh- men. Dabei ist von einer historisch bedingten und sich verändernden Vulnerabilität auszugehen, die zudem durch Wahrnehmungen und Diskurse bestimmt sei. In der Forschung ist die Vulnerabilität meist über die Mortalität oder die Höhe von Schäden bemessen worden, seit den letzten Jahren fragt man aber zunehmend nach dem Han- deln in Krisen. Dem Krisenereignis folgten gesellschaftliche Auswirkungen, wobei die Gesellschaft mit kurzfristiger Anpassung resp. langfristiger Adaption reagierte. Durch Adaption  – d. h. durch präventives Handeln  – konnten Gesellschaften eine höhere Resilienz gegen künftige Krisen erreichen.87 Die Betrachtung von Epidemien liegt an der Schnittstelle zwischen Medizin- und Umweltgeschichte : Neben Fragen nach Gesundheit und Krankheit, nach medizini- schem Wissen und medizinischen Infrastrukturen stehen die nach der Rolle der städ- tischen Umwelt, denn Übertragungswege waren eng an spezifische Umweltbedingun- gen geknüpft, und Epidemien induzierten ebenso erhebliche Umweltveränderungen. Für das 18. und 19. Jahrhundert handelt es sich um Pest- und Choleraepidemien, die im Hinblick auf die Impacts und die dagegen ergriffenen Maßnahmen untersucht werden. Häufig wurde hier ein lineares Narrativ mit  – oft über die Passivform artiku- lierten  – Automatismen entworfen, das ein »Besiegen« von Epidemien durch die Ex- pansion von Wissen und Infrastrukturen sowie die Durchsetzung neuer Hygienestan- dards beschrieb. Dabei wurden zentrale Fragen nach Kausalitäten sowie nach Motiven, Strategien, Interessen und Macht von Akteuren, nach der räumlichen und sozialen Ungleichheit bei Krankheit und Tod selten gestellt.88 Bis ins 19.  Jahrhundert traten regelmäßig klimatisch induzierte Versorgungskri- sen auf : Eine spezifische Kombination von Temperatur- und Niederschlagsanoma- lien resp. Extremereignissen resultierte in Ernteausfällen, geringeren Erträgen oder einem geringeren Nährwert der Lebensmittel, was wiederum deren Preise ansteigen ließ. War die Ernährungsbasis Getreide von dieser Entwicklung betroffen, dann er- schwerte sich für einzelne Bevölkerungsteile der Zugang zu Nahrungsmitteln, was in einer Hungersnot resultieren konnte. Diese hatte demographische und soziale Auswirkungen, die von Unterernährung, dem Sinken der Geburtenzahlen und ei- nem Anstieg der Mortalität bis hin zu Abwanderung oder sozialen Unruhen reichen konnten.89 Derartige Versorgungskrisen sind nicht nur als Naturkatastrophen, son- dern auch als ein Versagen von vulnerablen Systemen und als ein Produkt spezieller 87 Krämer, Vulnerabilität ; Collet, Vulnerabilität ; Collet, Katastrophe, 30 – 37 u. 141f. 88 Evans, Tod ; Hamlin, Health, 8 – 11 ; vgl. Schott, Urbanisierung, 223 – 245. 89 Pfister/Brázdil, Vulnerability ; Mauelshagen, Klimageschichte, 86f.; Krämer, Vulnerabilität ; vgl. als Über blick : Reith, Umweltgeschichte, 12 – 15 u. 79f. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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