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83Differenzierungen
von Wasser |
im Brandfall nicht immer möglich66 und so basierte die Brandbekämpfung bis ins
19. Jahrhundert weitgehend auf öffentlichen Wasserentnahmestellen.
Differenzierungen von Wasser
Wasser wurde nicht nur als Trinkwasser in der Stadt benötigt, sondern genauso als
Brauchwasser. Dieter Schott hat darauf hingewiesen, dass sich für die Vormoderne
eine »differenzierte Regulierung der Nutzung des knappen Gutes Wasser« abgezeich-
net habe, wobei die Bedürfnisse der Haushalte deutlich über gewerblichen und ande-
ren Nutzungen gestanden hätten, die mitunter auf alternative Bezugsquellen hätten
ausweichen müssen.67 Für Linz ist diese Annahme zu bestätigen : Wenn Brauchwasser
aus den Brunnen und Wasserleitungen entnommen wurde, handelte es sich oftmals
um die Nutzung des Überwassers,68 vielfach gab es eigene Strukturen für den Be-
zug von Brauchwasser. Ställe und Gärten hatten oftmals eigene Grundwasserbrunnen
(vgl. Abb. 11),69 auch größere Gewerbebetriebe – wie die Wollzeugfabrik – verfügten
über ein eigenes Versorgungsnetz mit Brauchwasser : Das für die Wäschereien und
Färbereien notwendige Wasser werde, so eine Beschreibung aus den 1780er Jahren,
»durch das ganze Gebäude an alle Orte, wo man desselben benöthiget ist, in bleyernen
Röhren geführet«.70 Mitunter gab es – tendenziell eher in größeren Institutionen wie
Klöstern
– eigene Brunnen für das Waschen der Wäsche.71 Vielfach nutzte man jedoch
die Wasserläufe : Da im Linzer Stadtgebiet Bäche weitgehend fehlten, kam in Bezug
auf das Brauchwasser der Donau eine erhebliche Bedeutung zu. An der Ludl, einem
kleinen Seitenarm der Donau, der im 18. Jahrhundert nur noch wenig Wasser führte,
hatten sich zahlreiche Gewerbetreibende angesiedelt, die in ihrem Produktionsprozess
auf Wasser angewiesen waren, wie Gerber und Färber. Diese räumliche Verdichtung
manifestiert sich auch im Namen Lederergasse, der bereits vor dem 18. Jahrhundert
gebräuchlich war.72 Die Linzer Badehäuser waren ebenso teilweise an der Donau –
im Bereich der Kalvarienwänd – situiert und nutzten das Flusswasser.73 Die direkte
Nutzung der Donau zum Baden scheint erst im frühen 19.
Jahrhundert an Bedeutung
66 OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 446, D.XV.3/No.
57 ; vgl. Suter, Wasser, 83 u. Ebner/Weigl, Wasser, 48f.
67 Schott, Urbanisierung, 116.
68 LR BIIG3, Reg. 1504 (1f.) ; OÖLA, Herrschaftsarchiv Weinberg, Sch. 829.
69 LR BVI4, Reg. 1826 (252 – 254) ; LR BIIG8, Reg. 5278 (126) ; LR E1c, Reg. 2936 (101f.) ; LZ/IB,
15.7.1814 ; LZ/ IB, 13.9.1819.
70 Füssel, Tagbuch, 223f.
71 Etwa im Ursulinenkloster – vgl. LR E1b, Reg. 1412 (38).
72 Neweklowsky, Donau, 172 ; LR BIA1, Reg. 492 (162) ; vgl. Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 1, 69
u. Lackner/Stadler, Fabriken, 379.
73 Füssel, Tagbuch, 238 ; Pillwein, Wegweiser, 167 ; Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 2, 1574 ; LR E7e-g, Reg.
644 (162f.).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364