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42 | Kontexte : Linz 1700 bis 1900
wiederum der Pegel und die tägliche Abflussmenge. In der ersten Hälfte des 20. Jahr-
hunderts (1893 – 1942) lag die tägliche Abflussmenge bei »Mittelwasser«, also bei nor-
malen Pegelständen, bei durchschnittlich ca. 1.500 Kubikmetern pro Sekunde, wobei
als niedrigste tägliche Abflussmenge 291
Kubikmeter pro Sekunde (Jänner 1901) und
als höchste 8.500 Kubikmeter pro Sekunde (beim Hochwasser im Herbst 1899) ver-
zeichnet wurden.16 Diese Fluktuationen bedingten erhebliche Umlagerungsprozesse,
die erst durch die Regulierungen des 19. Jahrhunderts und die Kraftwerkserrichtun-
gen des 20. Jahrhunderts verschwanden (vgl. Kap. 6. Fluviale und aquatische Räume).
Die Donau war auch in Form des Grundwassers omnipräsent, das
– wie ein Gutachten
aus den 1880er Jahren festhielt
– im Linzer Stadtgebiet meist in einer Tiefe von 11 bis
13 Metern zu finden war.17
An anderen Gewässern war Linz relativ arm : Der Füchselbach, mitunter als »Hoch-
gränz«, »Breitwies« oder »Grundbach« resp. »Grumbach« bezeichnet, bildete den
größten Bach. Er floss aus der Leondinger Gegend südwestlich der Vorstädte über die
Niederterrassen mäandernd nach St.
Peter und mündete dort in die Donau. Der Füch-
selbach war zwar nur ein relativ kleiner Wasserlauf mit einer unregelmäßigen Wasser-
führung, er konnte aber kleinräumige Überflutungen auslösen und wurde – wohl auch
deshalb – zu Beginn des 20. Jahrhunderts im damaligen Stadtgebiet kanalisiert und
in gerader Linie zur Donau geführt.18 Der »Lamplwirtsteich« am Kapuzinerfeld süd-
lich der Stadt bildete offenbar ein Aufnahmebecken für kleinere Wasserläufe, die vom
westlich gelegenen Freinberg die Terrasse der Vorstadt erreichten. Seine Größe wurde
in den 1780er Jahren mit 504 Quadratklaftern angegeben, was ungefähr 1.800 Qua-
dratmetern entspricht. Ab den 1840er Jahren wurde damit begonnen, den Teich zu
verkleinern, in den 1860er Jahren erfolgte die vollständige Zuschüttung.19 Lokalfor-
scher meinen, mit dem »Schweinbach« einen weiteren kleinen Wasserlauf ausgemacht
zu haben, der vom Schullertal über die Klamstraße in den Stadtgraben und weiter in
die Donau verlief und dabei angeblich auch Mühlen betrieben haben soll.20 Dies ist
für das 18. Jahrhundert nicht belegbar, bereits in Stadtansichten aus der Mitte des
17. Jahrhunderts sind weder ein derartiger Wasserlauf noch Mühlen sichtbar.21 Im
Nordwesten floss der Zaubertalbach, vom »Josephinischen Lagebuch« als »Wachtber-
gerbachl« bezeichnet, vom westlichen Abhang des Freinbergs nach St. Margarethen.22
16 Neweklowsky, Donau, 178f.; Jungwirth et al., Donau, 67.
17 Schiedermayr, Sanitätsverhältnisse, 4.
18 Kreczi, Linz, 71 ; Gielge, Beschreibung, 137 ; Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 1, 36, 435 u. 442 ; vgl. OÖLA,
Franziszeischer Kataster, No. 534 (Operat 2, Linz Obere Vorstadt, Katastralschätzungs-Elaborat, un-
dat.).
19 Berlinger, Lamplwirtsteich ; Kreczi, Linz, 87.
20 Kreczi, Linz, 230 ; Mayrhofer, Donaustadt, 77f.; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 1, 69.
21 Dass »kein Bach« in der Nähe sei, konstatiert auch ein Plan für ein Kanalisationsprojekt auf der Prome-
nade aus dem Jahr 1800 – OÖLA, Karten- und Plänesammlung, VI/27.
22 Kreczi, Linz, 289.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364