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44 | Kontexte : Linz 1700 bis 1900
lichen Jahresniederschlagsmenge von 773 Millimetern (für die Periode 1961 – 1990)
zu den niederschlagsärmeren Gegenden Oberösterreichs, wobei die Anzahl der Tage
mit Niederschlag relativ gering und die der Gewittertage durchschnittlich ist, Hagel-
schläge und extreme Niederschlagsmengen aber nur selten auftreten.25
Interessanterweise wurde im »Josephinischen Lagebuch« der 1780er Jahre nur auf
die kalten Nordwinde (»rauhe Luft«) verwiesen, für die Obere wie Untere Vorstadt
auf häufigen Frost (»Reif«) und im Falle der Oberen Vorstadt sogar auf einige Hagel-
schläge (»Schauer«). Für den benachbarten Ort Urfahr hielt man Ähnliches fest, zu-
dem thematisierte man die »starke[n] Nebel«, die mit »der vorbeifließenden Donau«
kausal verbunden wurden.26 Der vier Jahrzehnte später entstandene »Franziszeische
Kataster« äußerte sich ausführlicher zu den »klimatischen Einwirkungen« : Für die
Stadt Linz wurden »häufige[r]« Nebel, »schnelle Wechsel der Temperatur und heftige
Windanfälle«, welche »wohl auch auf die Gesundheit der Stadtbewohner nachtheilig
sind«, konstatiert.27 Obgleich die Obere Vorstadt unmittelbar an die innere Stadt an-
schloss, sah man die dortige Situation insgesamt positiver : Es bestehe kein Mangel
»von freyer Einwirkung der Sonne und des Luftzuges«, zudem trete oftmals »sanfte[r]
Regen« auf.28 Die höhere Anfälligkeit der Unteren Vorstadt für Frost und Hagel
führte man, wie auch im Falle Urfahrs, auf die Nähe zur Donau zurück,29 wobei in
Urfahr nur »die verderblichen Nebel etwas fühlbar nachtheilig« seien. Das »gemäßigte
milde Klima«, die sonnige und luftige Lage, dazu die »öfteren fruchtbaren Regen« und
die vor Wind geschützte Lage begünstige jedoch die »Wegetation der Pflanzen und
ihre Erträglichkeit ungemein«.30 Adalbert Stifter, der am Linzer Donauufer wohnte,
legte in den 1860er Jahren vielfach Zeugnis von diesem »gräßliche[n] Nebel« ab,31 der
auch in seinen »Winterbriefen« aus dem 10 Kilometer nördlich von Linz und rund
600 Meter höher gelegenen Ort Kirchschlag breiten Raum einnahm.32 Der Nebel
bewirkte nicht nur Temperaturunterschiede, sondern auch, wie Stifter Anfang 1866 in
einem Brief an seine Frau betonte, dass – in diesem Fall Stifters – »leidende Nerven
von naßkaltem Nebel auf das Widrigste berührt werden«. Er sei »seit Jahren auf die
Donaunebel sehr böse«
– in Kirchschlag gebe es eine andere Art von Nebel, der »nicht
25 Auer et al., Klimatographie, Bd. 2, 252 – 254, 261 – 263. u. 299 – 305 ; dies., Klimatographie, Bd. 3, Karten
25 – 37.
26 OÖLA, Josephinisches Lagebuch, HS 192 (Linz Untere Vorstadt) ; ebd., HS 191 (Linz Obere Vorstadt) ;
Bohdanowicz, Urfahr, 15f.
27 OÖLA, Franziszeischer Kataster, No. 534 (Operat 1 u. 2, Braune Mappe, Linz-Stadt, Katastralschät-
zungs-Elaborat, 18.12.1832).
28 Ebd. (Operat 2, Linz Obere Vorstadt, Katastralschätzungs-Elaborat, undat.).
29 Ebd. (Operat 2, Linz Untere Vorstadt, Beantwortung Fragen Gemeinde Lustenau, 25.1.1831).
30 Bohdanowicz, Urfahr, 241.
31 Stifter, PRA, Bd. 21, 83 ; vgl. auch OÖLA, Musealarchiv HS 178 (Geschichte der Stadt Linz von Ignaz
Fink, Bd. 1, undat.), pag. 2.
32 Stifter, HKG, Bd. 8/3, 202 – 207.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364