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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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81Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung | 14  Klafter (also über 26  Meter) tief bis in den Felsen geschlagen worden.51 Wenn- gleich dazu nur wenige Hinweise greifbar sind, so scheinen die Unterhaltskosten für Grundwasserbrunnen relativ gering gewesen zu sein : 1816 wurden für die 13 städti- schen Brunnen für Reparaturen und Reinigungen rund 270  fl aufgewendet, wobei für 3 Brunnen keine Beträge verzeichnet wurden und die Kosten für die anderen Brunnen zwischen 2  fl 45  kr und 71  fl 23 lagen.52 1808 setzten die Landstände in einem Ver- trag mit einem Brunnmeister die jährlichen Reparaturausgaben auf 2  fl pro Brunnen fest, wobei größere Arbeiten extra finanziert wurden.53 In einem Kaufvertrag aus dem Jahr 1804 wurde als jährliche Gebühr für die Nutzung eines Privatbrunnens bei der Promenade 2  fl 30  kr festgelegt,54 in den 1820er Jahren betrug das jährliche »Brunn- geld« für ein nahegelegenes Haus nur 21  kr und in den 1770er Jahren für ein Haus am Schullerberg 16  kr.55 Wasserinfrastrukturen scheinen auch nach einer Logik des Arbeitsaufwands aus- gerichtet gewesen zu sein, also darauf abgezielt zu haben, das Wasser möglichst nahe an den Nutzern/innen verfügbar zu machen. Dies legt das Beispiel der Wollzeugfa- brik nahe, die  – obwohl sie unmittelbar am Donauufer gelegen war  – zu Beginn des 19.  Jahrhunderts angeblich über insgesamt 28 Ziehbrunnen verfügte, was einerseits mit der Verfügbarkeit von Löschwasser im Bedarfsfall, andererseits aber eben auch mit logistischen Überlegungen zusammenhing.56 Ohnehin war, selbst wenn sich die Wasserentnahmestelle in unmittelbarer Nähe befand, die Arbeit des Wasserholens eine stetige und anstrengende Tätigkeit, die meist von häuslichem Gesinde oder von externen Arbeitskräften übernommen wurde und in den Linzer Quellen fast aus- schließlich als Frauenarbeit auftaucht.57 Spürbar ist eine Logik der Redundanz : Zahlreiche Häuser wiesen zwei Brunnen auf, und Wasserleitungen wurden oft durch Grundwasserbrunnen ergänzt. Die Quellwasserbrunnen am Hauptplatz waren in der kalten Jahreszeit (vermutlich zwischen November und April) nicht benutzbar, da sie mit Stroh »eingemacht« wurden,58 was man später als »Winterdecken« bezeichne- te.59 Da sich diese Praxis auch für andere Röhrenbrunnen vermuten lässt, kann man davon ausgehen, dass die Wasserversorgung der Stadt in dieser Zeit wesentlich auf 51 LZ/IB, 15.7.1814. 52 AStL, HS 859 (Kerschbaum, Chronologische Notizen, Teil 2, undat.), eingeklebt bei fol. 87. 53 LR BIIA35, Reg. 18948 (183). 54 LR BIIK2, Reg. 672 (502). 55 Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 2, 1503. 56 Pillwein, Beschreibung, 283. 57 LR CIIIH1 – 3, Reg. 1082 (711f.) ; LR BIV, Reg. 951 (374f.) ; LAB, 28.1.1864 ; LVB, 18.2.1871 ; ebd., 12.5.1872 ; die einzige männliche Ausnahme findet sich für einen Bäckerlehrling in den 1850er Jahren (Doku, Hirnschrodt, 16)  – vgl. dazu Suter, Wasser, 97 – 100. 58 AStL, HS 501 (Brunnenrechnung 1765), pag. 35 u. 38 ; AStL, HS 409 (Bauraittung 1770), pag. 117 u. 196 ; vgl. auch AStL, HS 212 (Kammeramt Ausgaben 1860), pag. 72. 59 AStL, HS 436 (Bauamtsrechnung 1816), pag. 119f. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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