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82 | Wasser
den Grundwasserbrunnen basierte. Derartige doppelte Infrastrukturen wiesen zudem
eine geringe Anfälligkeit für Störungen, etwa infolge von Trockenheit oder Über-
schwemmungen, auf.
Das Engagement der vormodernen Stadtverwaltungen im Bereich der Wasserinfra-
strukturen divergierte in den einzelnen Städten offenbar erheblich : In Zürich scheint
die Wasserversorgung eine zentrale Agenda der Stadtgemeinde gewesen zu sein, auch
in Salzburg wurde – zumindest zeitweilig – erheblich in die städtischen Wassernetze
investiert, in Wien und Linz blieben die städtischen Aktivitäten hingegen eher be-
grenzt.60 Im Falle von Linz kann die relativ einfach herzustellende Wasserversorgung
über Grundwasserbrunnen eine mögliche Erklärung sein, zudem waren im 18. Jahr-
hundert die finanziellen Möglichkeiten der Stadt beschränkt. Die Ausgaben des städ-
tischen Brunnamtes fielen – verglichen mit anderen Budgetposten – sehr gering aus :
In zehn Jahren (1713 – 1722) hatte man insgesamt 1.330 fl 46 kr ausgegeben, pro Jahr
also durchschnittlich nur rund 130 fl, während sich die jährlichen Gesamtausgaben
zu dieser Zeit auf ca. 40 bis 50.000 fl beliefen (vgl. Kap. 2. Kontexte : Linz 1700 bis
1900) und gleichzeitig die Einnahmen des Brunnamtes die Ausgaben teilweise deut-
lich überstiegen – für das Jahr 1713 verzeichnete man z. B. Einnahmen in der Höhe
von 207 fl 23 kr.61 Mit diesen geringen Ausgaben konnten nur Instandhaltungskosten
abgedeckt werden, was auch ein Blick in die städtischen Brunnenrechnungen bestätigt,
die für die 1720er bis in die 1760er Jahre vorhanden sind.62
Ein wichtiges Motiv für städtische Investitionen stellten die Röhrenbrunnen an
zentralen Plätzen dar, die – wie es Dorothee Rippmann formuliert hat – als »visuelle
Aushängeschilder einer Stadt«, als »städtisches und fürstliches (Eigen)Lob« fungier-
ten.63 In Linz wurden die beiden Hauptplatzbrunnen in den 1680er Jahren zu reprä-
sentativen Steinbrunnen umgestaltet und auch der »Planetenbrunnen« im Hof des
Landhauses, der in den 1580er Jahren mit Steinen aus Salzburg und Mauthausen er-
richtet worden war, stellte nicht nur eine zweckmäßige Infrastruktur, sondern genauso
eine demonstrative Zurschaustellung von Luxus und Macht dar.64 Ein vermutlich
nicht weniger entscheidender Grund, ein basales städtisches Wassernetz zu errichten,
war die Notwendigkeit, ausreichend Löschwasser verfügbar zu halten.65 Wenngleich
die Obrigkeiten wiederholt darauf drängten, war der Zugang zu privaten Brunnen
60 Suter, Wasser, 79f.; Brunner/Schneider, Umwelt, 189 ; Ebner/Weigl, Wasser, 26 – 29 u. 37 – 59 ; vgl. zu
den Niederlanden : Janssens/Soens, Water, 93 – 100.
61 LR BIIG4, Reg. 2416 (141 – 211).
62 Vgl. z. B. AStL, HS 485 (Brunnenrechnung 1722), unpag.
63 Schott, Urbanisierung, 112.
64 Gubitzer, Brunnenbaukunst, 5 ; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 1, 175f.; Stauber, Ephemeriden,
116.
65 LR BIIA37, Reg. 19274 (128 – 142) ; LR BIA3, Reg. 3288 (163) ; vgl. Grüll, Brandverhütung, 371f. u.
auch Kap. 11. Naturgefahr.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364