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91Kontinuität,
Adaption und neue Bedürfnisse |
er als für Linz »besonders« relevant einschätzte. Insgesamt waren dies 13 Brunnen in
oder vor der Stadt, dazu untersuchte Schreinzer das Wasser der Donau und der Traun,
das er jeweils bei den Brücken entnommen hatte, zudem das Wasser der Kirchschla-
ger Kur
quelle.140 Schreinzer kam zu dem Ergebnis, dass die Grundwasserbrunnen
»vorzügliches Trinkwasser enthalten, welche in westlicher Richtung der Stadt, in der
Nähe des Frein- und Schullerberges liegen«, die Qualität in Richtung Osten abnehme,
wenngleich das dortige Wasser »für industrielle Zwecke, so wie für den gewöhnlichen
Haushalt als Koch- und Waschwasser ganz gut geeignet sein wird«. Weil sie über kalk-
haltiges Wasser verfügten, schätzte Schreinzer die Hauptplatzbrunnen, den Grund-
wasserbrunnen beim Landhaus und einzelne Brunnen in der Altstadt als »die besten
Trinkwässer«. Für das Wasser aus Kirchschlag konstatierte Schreinzer eine »besondere
Reinheit«, positiv erschien ihm auch die niedrige Temperatur des Wassers, die sehr
geringe Wasserhärte thematisierte Schreinzer hingegen nicht.141 Zu den Proben der
Donau und der Traun, für die eine relativ geringe Wasserhärte bestimmt wurde, gab
Schreinzer kein explizites Urteil ab, merkte aber an, dass das Donauwasser »ziemlich
trübe« gewesen und es vor der Untersuchung gefiltert worden sei, das Traunwasser
hingegen »rein und klar ohne die geringste Trübung« gewesen sei.142 Der Geschmack
bildete bei Schreinzer kein Kriterium.
Überlegungen zur Wasserqualität finden sich auch bei einem anderen Vertreter des
damaligen Linzer Bildungsbürgertums : Für Adalbert Stifter wurde das Wasser be-
sonders in dessen letzten Lebensjahren »zu einer Materie, mit der er sich geradezu
obsessiv befasst[e]«, wie es Petra-Maria Dallinger – möglicherweise etwas zu drama-
tisch – formuliert hat.143 Bereits in der Korrespondenz der 1850er Jahre findet sich
ein Nachdenken über Trinkwasser, was mit Stifters Sommeraufenthalten im – nahe
der österreichischen Grenze gelegenen
– bayerischen Ort Lackenhäuser und dem, wie
Stifter es bezeichnete, dortigen »unaussprechlich herrlichem Wasser« zusammenhing.
Stifter hob die »Klarheit und Durchsichtigkeit« des Wassers hervor und auch dessen
Herkunft aus dem Wald (»Waldwasser«) und Urgestein (»Granitlager«).144 Zwischen
Wasser und Gesundheit sah Stifter eine kausale Verbindung, was nicht überrascht,
wenn man die obigen Diskurse und die stetige Expansion von wasserbasierenden Kur-
betrieben im Hinterland von Linz zu dieser Zeit betrachtet.145 Mit der Verschlechte-
rung von Stifters Gesundheitszustand in den 1860er Jahren taucht das Wasser erneut
–
und diesmal häufiger – in den Briefen auf. Im Juni 1864 schrieb Stifter, dass ihm
sein Arzt geraten habe, »die heißeste Zeit in einer hochgelegenen nadelwaldartigen
140 Schreinzer, Methode, 9 u. 12f.
141 Ebd., 14.
142 Ebd., 13.
143 Dallinger, Hunger, 311.
144 Stifter, PRA, Bd. 18, 266, 268 u. 306.
145 Linz und seine Umgebung, 28, 31 u. 42 ; Stauber, Ephemeriden, 36 ; vgl. Leonhartsberger, Freizeit-
räume, 98 u. 101 – 103.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364