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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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117Omnipräsenz des Brennholzes | lich gegen eine Preisfestsetzung, da diese die Versorgung der Stadt gefährde. Sinnvol- ler sei es, den Zwischenhandel auszuschalten und durch die Landstände selbst einen »Holzverlag« zu etablieren, also den Ein- und Verkauf von Brennholz für die Stadtbe- völkerung zu übernehmen. Dies erfordere 10.000  fl und einen Holzlagerplatz nahe der Donau, wofür man einen entsprechenden, 3.500  Klafter Holz fassenden Grund bereits in Aussicht habe. Das Holz könne von Schwarzenberg und aus dem Kobernaußerwald bezogen werden, allein über Braunau könne man jährlich 2.000 – 3.000  Klafter Holz erhalten. Bereits im vorangegangenen Winter habe der Beamte selbst, da man ihn an- gesprochen hatte, eine »Aushilfe« organisiert, Holz angekauft und ohne Gewinn wei- terverkauft. Die Stände griffen diesen Vorschlag aber nicht auf, man zweifelte daran, ob die avisierte Menge überhaupt angekauft werden könne, möglicherweise bildeten auch die relative Problemlosigkeit der Holzversorgung in normalen Jahren und das finanzielle Risiko Gründe für die ablehnende Haltung.63 Offenbar entwickelte man eine andere Lösung : Im Dezember 1796 wurde über die »Linzer Zeitung« verlautbart, dass die Stände eine Sammelbestellung für Brennholz organisieren würden, was eine interessante Vorwegnahme der Konsumvereine bildete, in der Praxis aber wohl nicht sehr intensiv betrieben wurde.64 Das prinzipielle Prozedere des Holzbezuges scheint sich nicht verändert zu haben : Die meisten Haushalte kauften ihr Holz über die Holz- händler  – in der Stadt sind für die 1830er Jahre sieben und für die 1850er Jahre acht Handelsberechtigungen belegbar  – und/oder auf den Holzplätzen, die sich bis in die 1840er Jahre an der Donaulände befanden (vgl. Abb.  12).65 Es sollte in diesem Kontext nicht übersehen werden, dass die Linzer Brennholz- versorgung mit umfangreichen Beschäftigungseffekten verbunden war : Einerseits wurden zahlreiche Arbeiter in der Waldwirtschaft und im Transportwesen (Trift wie Schiff- und Landtransporte) beschäftigt  – Fuhrwerke des 18.  Jahrhunderts beförder- ten in der Regel nur 1 bis 2  Klafter Brennholz66  –, andererseits boten vor Ort das Um- und Ausladen des Holzes, das Hacken und schließlich das Einlagern und Schlichten des Holzes zahlreichen Tagelöhnern eine Verdienstmöglichkeit.67 63 LR BIIA41, Reg. 19946 (109 – 115). 64 LZ, 16.12.1796. 65 Pillwein, Wegweiser, 156 ; Gewerbe-Adressen-Buch 1853 ; LZ/IB, 16.3.1821 ; AStL, Altakten, Sch. 52 u. Sch. 172. 66 OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 447, D.XV.3/No.  62 ; LR CIIIH1 – 3, Reg. 725 (536f.). 67 LR CIIIH4, 822 – 830 ; ebd., 879 – 886 ; ebd., 975 – 978 ; LR BIV, Reg. 940 (371) ; die Zahl der bei den drei Triften des Mühlviertels Beschäftigten wurde für die 1870er Jahre  – also für eine Phase, in der die Trift bereits an Bedeutung verloren hatte  – mit 2.600 angegeben (Statistischer Bericht 1876, 139) ; vgl. zu Wien : Zumbrägel, Holzströme, 358f. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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