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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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134 | Energie und Biomasse Nur partiell sind Einblicke in die Gärtenwirtschaft möglich. Einerseits machen Ausgabenrechnungen die Bepflanzung privater Gärten sichtbar, andererseits gibt es auch Informationen für einige Klöstergärten. Die Patrizierfamilie Thürheim, die seit dem 17.  Jahrhundert ein Freihaus neben dem Landhaus besaß,179 tätigte zahlreiche Ausgaben für den Unterhalt ihrer Gartenanlagen. Vermutlich handelte es sich dabei um den 1710 erworbenen Garten an der Promenade.180 1714 kaufte man 1.000 Stöcke Spargel, »Braunschweiger Kohlsamen« und Samen für Spinat, Karfiol, Kraut, Rettich, Kohlrabi, Sellerie, Zwiebel, Knoblauch und Gewürze (Petersilie und Majoran), 1719 bezog man 12 Marillenbäume, 12 Pfirsichbäume und 36 Weinstöcke aus Bozen, 1721 erneut die gleiche Anzahl an Marillen- und Pfirsichbäumen und Weinstöcken, wobei nicht eindeutig festgestellt werden kann, ob alles nur für den Linzer Garten bestimmt war, wenngleich es dort »welsche« Bäume gab.181 Im umfangreichen Garten des Ursu- linenklosters wurden  – was man in der Hauschronik für die 1780er und 1790er Jahre relativ detailliert vermerkte  – Kräuter, Kraut, Kohl, Rüben, Karfiol, Salat, Sellerie, sogar Artischocken und Spargel angebaut, an Obst fanden sich Äpfel, Melonen, Marillen, Pfirsiche und Feigen.182 Die Chronik des Urfahrer Kapuzinerklosters dokumentiert ständige Investitionen in den Garten, die auch den Anbau von Obst und Gemüse be- trafen : 1746 hatte man eine »Verbesserung« des Gartens vorgenommen, 1760 wurde die 1733 erfolgte Pflanzung von Weinreben aufgegeben (die man durch Buchen er- setzte), zudem erneuerte und erweiterte man mehrfach den Obstbaumbestand (Äpfel, Birnen, Marillen und Zwetschken).183 Der Garten des Linzer Kapuzinerklosters war zwar relativ groß (vgl. oben), er scheint jedoch wenig intensiv oder vorrangig als Zier- garten genutzt worden zu sein : 1740 wurde der Garten neu gestaltet, für einen Ersatz der 1741 abgefrorenen Weinstöcke wollte man aber offenbar längere Zeit kein Geld aufwenden.184 1812 gab das Kloster an, keine Einnahmen aus dem Garten zu erzielen, er diene nur dem Eigenbedarf,185 und als das Kloster 1824 einen Teil des Gartens für die Errichtung der Taubstummenanstalt abtrat, stellte man fest, dass es sich da- bei lediglich um ein »mittelmäßige[s] Gartengrundstück« mit wenigen Beeten und »mittelmäßige[n] Obstbäume[n]« handle, das zudem schwierig zu bewässern sei.186 In Summe trugen die Gärten vermutlich bis ins 19.  Jahrhundert wesentlich zur Er nährung von Linz bei  – darauf deutet auch die niedrige Menge von Gemüse und 179 Heute Altstadt 30 resp. Promenade 26  – Kreczi, Häuserchronik, 24. 180 Heute Promenade 9 (Kreczi, Häuserchronik, 290) ; vgl. LR BIIG8, Reg. 5414 (146). 181 LR BIIG8, Reg. 5036 (89) ; ebd., Reg. 5051 (91f.) ; ebd., Reg. 5197 (114) ; ebd., Reg. 5316 (132) ; ebd., Reg. 5760 (193). 182 LR E1b, Reg. 1505 (50) ; ebd., Reg. 1804 (100) ; ebd., Reg. 1836 (105f.) ; Reg. 1843 (106f.). 183 LR E1a, Reg. 165 (39) ; ebd., Reg. 404 (81) ; ebd., Reg. 454 (90) ; ebd., Reg. 550 (108) ; ebd., Reg. 551 (108). 184 Ebd., Reg. 1003 (190) ; ebd., Reg. 1016 (192). 185 LR E1f, Reg. 514 (205f.). 186 Ebd., Reg. 556 (218f.). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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