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159Sekundäre
Märkte in der Moderne |
fangen sei«.120 Stifters Affinität zu den alten Dingen manifestierte sich auch in seiner
Linzer Zeit : Während eines Kirchschlagaufenthaltes in den 1860er Jahren überlegte
Stifter den Ankauf eines alten Kastens, der, so Stifter, zusammen mit anderen Möbeln
in der Wohnung, »schon eine hübsche Erl[enholz]geräthschaft« ergeben könne. Die
eigenen Sachen könne man »verkaufen oder vertauschen«, dazu solle Amalie Stifter
»einen Tandler […] kommen lassen« und ihn fragen, »was er […] gäbe«.121 Sie habe
noch »keinen Tändler kommen lassen«, so wenig später die Antwort der Frau aus Linz,
sie wolle sich von den zwei Kästen nicht trennen, weil sie Erinnerungsstücke seien.122
Der Bereich der Pfandleihe scheint im 19. Jahrhundert noch nicht an Bedeutung
verloren zu haben : In Linz wurde 1849 eine Pfandleihanstalt – deren Etablierung
seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wiederholt diskutiert worden war123 – gemein-
sam mit der »Allgemeinen Sparkasse« gegründet. Analog zu den Usancen in anderen
Städten (vermutlich waren hier Salzburg und Wien die Vorbilder) belehnte man die
verpfändeten Gegenstände mit bis zu zwei Dritteln ihres Schätzwertes, ausgeschlossen
waren sperrige und schwierig aufzubewahrende Gegenstände (Pelze, Möbel, Bilder
und Bücher), auch war verständlicherweise eine Belehnung von militärischer Aus-
rüstung oder von Schuldscheinen und Anleihen nicht möglich. Der Mindestbetrag
zum Versetzen war 1
Gulden (CM), die Rückzahlung der Leihsumme (plus 9
Prozent
Zinsen und die Schätzgebühr) war jederzeit möglich, nach spätestens einem Jahr und
sechs Wochen verfielen die Pfänder und wurden versteigert.124 Explizit sah man die
Leihanstalt als karitative Gründung, als
– wie es eine Festschrift aus den 1870er Jahren
formulierte – einen »Rettungsanker in drängender Noth« und nahm Verluste in Kauf,
die auch bald nach der Gründung eintraten : Schon im ersten Jahrzehnt sollen es über
5.000 fl gewesen sein, die durch die Gewinne der »Allgemeinen Sparkasse« abgedeckt
wurden. Direkt von der Stadt betrieben wurde die Pfandleihanstalt aber erst ab den
120 Ebd., 101 u. 104.
121 Stifter, PRA, Bd. 21, 113 ; vgl.e., Bd. 18, 56 u. Dallinger, Hunger, 307.
122 Ebd., Bd. 24, 93.
123 LR CIIID1 – 3, Reg. 172 (105 – 108) u. ebd., Reg. 184 (139 – 141) ; zu den 1840er Jahren vgl. Marx,
Ende, 149.
124 Wacha, Sparkasse, 293 – 295.
Abb. 14 : Lokale und überregionale Märkte für Altmaterialien, 1877 (links) und 1880 (rechts)
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364