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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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173Von der Senkgrube zur Kanalisation | che (»Adelgruben«) und am Harrachfeld eine große »Straßenwasser-Sammelgrube« ins Auge.210 Parallel zur Errichtung der Kanalbauten des Vormärz fanden umfangreiche Diskus- sionen zu städtischer Hygiene und der damit verbundenen Infrastruktur statt. Nach- dem im Frühsommer 1837 in Wien zehn Schüler der Theresianischen Akademie an einer Magen-Darm-Erkrankung gestorben waren, wurde eine Untersuchungskom- mission eingerichtet, deren Bericht in zahlreichen Zeitungen, auch in der »Linzer Zei- tung«, veröffentlicht wurde : Als Ursache des Krankheitsausbruches identifizierte man »eine Art animalischer Vergiftung des Brunnenwassers«, die infolge von »Communi- cationen des Unraths-Canals mit diesem Hofbrunnen« und von den »mephistischen Dünsten« des Fassabortsystems aufgetreten seien. Es habe sich um »Localursachen« gehandelt, die nicht zu erkennen gewesen seien und deshalb, so die entschuldigende Beifügung, »bisher keinen Anlaß« zum Einschreiten der zuständigen Behörden gege- ben hatten.211 Derartige Berichte widerspiegeln das latente Misstrauen gegenüber den städtischen Abwässern und den damit verbundenen Gerüchen, zudem hatten der An- stieg der Bevölkerung und die Siedlungsverdichtung vermutlich die Probleme der Fä- kalentsorgung im Alltag evidenter werden lassen.212 Auch der technische Diskurs zur Abwasserentsorgung, der international geführt und lokal rezipiert wurde, intensivierte sich während der 1830er und 1840er Jahre : Schon in der ersten Ausgabe der Wiener »Allgemeinen Bauzeitung« finden sich eine »Beschreibung eines sehr einfachen Mit- tels, den üblen Geruch der Abtritte zu beseitigen«, und ein Vorstellen der »englischen […] Waterklosets«.213 Dazu kamen die Diskussionen und Baumaßnahmen in anderen Städten : Zahlrei- che Impulse gingen von England aus, wo man in den 1840er Jahren  – besonders für London  – die Errichtung eines zentralen Kanalisationssystems intensiv und öffentlich diskutierte, wenngleich die Londoner Kanalisation erst ab dem Ende der 1850er Jahre gebaut wurde.214 Nach einem Großbrand errichtete die Stadt Hamburg ab den 1840er Jahren ein umfangreiches zentrales Wasserversorgungs- und Kanalisationssystem,215 im österreichischen Raum etablierten Städte wie Graz und Salzburg in den 1850er 210 Linner, Salubritäts-Verhältnisse, 17 u. 32 ; bei der »Straßenwasser-Sammelgrube« handelte es sich of- fenbar um eine von der Stadt unterhaltene Infrastruktur  – vgl. GRP 1870, fol. 61a u. 61b. 211 LZ, 17.7.1837 ; dieser Beitrag wurde weitgehend aus der »Wiener Zeitung« übernommen  – vgl. Wie- ner Zeitung, 26.6.1837. 212 In den 1830er Jahren fielen in Linz täglich  – wenn man eine Menge von rund 1,3  Kilogramm pro Kopf annimmt  – mehr als 30  Tonnen menschliche Fäkalien an : vgl. Gierlinger et al., Feeding, 229 u. Schott, Urbanisierung, 117. 213 Allgemeine Bauzeitung 1 (1836), 97 – 99 u. 211 – 216 ; dass die »Bauzeitung« auch in Linz rezipiert wurde, legen die heutigen Bibliotheksbestände vor Ort nahe. 214 Halliday, Stink, 46 – 101 ; vgl. Schott, Urbanisierung, 226 – 234. 215 Evans, Tod, 180f.; vgl. Schott, Urbanisierung, 238f. u. Gray, Sewage, 283. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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