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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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177Von der Senkgrube zur Kanalisation | ort-Lösung tatsächlich umgesetzt zu haben.243 Im September 1869 verwarf man »der vielfachen Schwierigkeiten wegen« eine verpflichtende Einführung des Fass-Abort- Systems für die ganze Stadt244  – was man sich unter diesen Problemen vorstellen kann, zeigen die Diskussionen aus dem folgenden Jahrzehnt : Nur »mit Mühe« habe man für eine Linzer Schule einen Bauern zur Entleerung der Fässer gefunden,245 1878 machte eine Eingabe von Bauern aus der Umgebung von Linz deutlich, dass man an »Stall- und Hofmist« und nicht »Kloakendünger« interessiert sei,246 und auch die Wiener Gutachter rieten 1872/1873 aus ähnlichen Gründen vom Fass-Abort-System ab.247 Dass der Senkgruben- und Kanalräumer Franz Wallinger 1873 einen Mangel an »Ablagerungs-Plätzen« konstatierte  – Wallinger wurde daraufhin vom Gemeinderat als Entsorgungsweg die Donau nahegelegt  –, deutet ebenso auf ein Nichtverwenden von Fäkalien in der lokalen Landwirtschaft hin.248 In Linz war die Umwandlung von Stadtbächen in Abwasserkanäle (wie es z. B. in Wien praktiziert wurde) nicht möglich, es verblieb nur die Errichtung eines Schwemm kanalsystems. Nach dem grundsätzlichen Beschluss des Gemeinderates im Herbst 1869, »die Kanalisierung der Stadt Linz nach dem zwekmässigsten System« durchzuführen,249 folgten Vermessungsarbeiten, Gutachten, Berichte, Ausschreibun- gen und weitere Planungen, die schließlich im Herbst 1873 abgeschlossen wurden.250 Anders als bei der Wasserleitung wurde am Kanalprojekt zu diesem Zeitpunkt kaum Kritik geäußert, lediglich die Art der Finanzierung führte zu einer kurzen öffentlichen Debatte.251 Über die Modernisierung des städtischen Abwasserentsorgungssystems bestand also offenbar weitgehender Konsens, obwohl eine Anschlusspflicht vorgesehen wurde.252 Wesentlichen Anteil daran hatten die stetigen Diskussionen der 1860er und 1870er Jahre über die Gesundheitsgefährdung durch die existenten Abwasserlösun- gen  – evident wurde dies erneut mit dem Heranziehen der Cholera im Herbst 1872, der man wiederum mit der »Disinfizierung sämmtlicher Aborte, Senkgruben und Ka- näle« begegnete.253 Möglicherweise trug auch der Umstand, dass mit der »Oberöster- reichischen Baugesellschaft« ein Unternehmen mit zahlreichen Verbindungen zu lo- kalen Institutionen und Eliten tätig wurde, zu diesem Konsens bei.254 Errichtet wurde 243 GRP 1868, fol. 310b ; vgl. GRP 1869, fol. 14b – 15b ; Pichler-Baumgartner, Wege, 66. 244 GRP 1869, fol. 266b. 245 Pichler-Baumgartner, Wege, 66. 246 LVB, 3.3.1878. 247 Pichler-Baumgartner, Wege, 67. 248 GRP 1873, fol. 271a. 249 GRP 1869, fol. 313b-318b. 250 GRP 1870, fol. 266a – 270b ; GRP 1874, fol. 3b – 4b ; GRP 1875, fol. 214b – 221b ; Pichler-Baumgart- ner, Wege, 41f.; RB 1876 – 1878, 73 – 77. 251 Pichler-Baumgartner, Wege, 92 ; vgl. dazu die zeitgenössische Druckschrift Grubauer, Betrachtungen. 252 Pichler-Baumgartner, Wege, 93 – 96. 253 GRP 1872, fol. 299b u. 300a. 254 Pichler-Baumgartner, Wege, 42 ; Lackner/Stadler, Fabriken, 444f. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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