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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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197Donau-Umbau | staatlich induziert, und sie trafen vor Ort  – zumindest in Linz  – auf weitgehend kon- gruente Vorstellungen im Hinblick auf den Donau-Umbau. Im Vordergrund stand wiederum die Ambition, die Donau als Transportweg zu optimieren, die Bedrohung durch Hochwasser zu reduzieren (vgl. Kap.  11. Naturgefahr) und  – mit einem gera- den Flussverlauf  – Land zu gewinnen. Ein nicht unerwünschter Nebeneffekt war die Schaffung von Arbeitsplätzen.83 Zu den Intentionen und der Durchführung dieser Wasserbauphase veröffentlichte der damalige oberösterreichische Landesbaudirektor Josef Baumgartner in der »Allgemeinen Bauzeitung« 1862 einen umfangreichen Be- richt. Interessanterweise wies Baumgartner den Auen eine wichtige lokale Funktion »für die Beschaffenheit des Stromes und Sicherheit der Anwohner« zu : Somit müss- ten die Regulierungen auf »die fernere Erhaltung dieses natürlichen Schutzmittels« abzielen. Ein anderer Teil der Flusslandschaft wurde negativer wahrgenommen : Die »Zersplitterung in viele Rinnsale« erschwere die Schifffahrt und erhöhe das Risiko von Eisstößen und damit verbundenen Überschwemmungen.84 Deshalb sollten die Regu- lierungen  – nun mit Parallel- statt Querbauten  – auf »ein einziges Rinnsal« mit einer »Normalbreite von 180  Klaftern« hinarbeiten und dadurch »den Strom aus seiner Ver- wilderung in einen geregelten Zustand […] versetzen«. Dennoch erachtete Baumgart- ner Begradigungen, was als Ideal früherer Flussregulierungen gegolten hatte, aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit als problematisch und zudem als unnötig teuer.85 An vielen Stellen betonte Baumgartner die Zweckmäßigkeit und  – wenngleich die auf- gewendeten Summen gewaltig waren86  – die Sparsamkeit der Regulierungsarbeiten.87 Profitieren würde vom Donau-Umbau nicht nur der Wassertransport, sondern auch die Anwohner infolge der gestiegenen Hochwassersicherheit.88 Im Linzer Raum fanden umfangreichere Regulierungsarbeiten zwar deutlich später statt als z. B. am Rhein, wo man in den späten 1810er Jahren begonnen hatte (und was spürbar den Donau-Umbau inspirierte),89 im Wiener Raum setzte ein systema- tischer Wasserbau hingegen erst in den 1860er Jahren ein.90 Der Flussumbau hatte gravierende Auswirkungen auf die Flusslandschaften und veränderte, wie eine neuere Studie annimmt, die Morphologie der Donaulandschaft stärker »als die Errichtung der vielen Kraftwerke im 20.  Jahrhundert«.91 Und dieser »Fortschritt« hatte auch un- 83 Jungwirth et al., Donau, 159 u. 162 ; Neweklowsky, Donau, 199f.; ähnlich die Motive bei den Rheinre- gulierungen : vgl. Cioc, Rhine, 56 u. 75. 84 Allgemeine Bauzeitung 27 (1862), 83 – 93, hier 83. 85 Ebd., 85 u. 91 ; vgl. Cioc, Rhine, 38f. u. 52 – 54. 86 Im Vergleich zum Eisenbahnbau war der Donau-Umbau pro Kilometer angeblich doppelt so teuer  – Jungwirth et al., Donau, 167 ; vgl. Statistischer Bericht 1882, Bd. 2, 73f. 87 Allgemeine Bauzeitung 27 (1862), 83 – 93, hier 85f. u. 91. 88 Ebd., 91 u. 93. 89 Cioc, Rhine, 52 – 63. 90 Jungwirth et al., Donau, 163 ; Hohensinner et al., Changes, 161 – 163 ; Haidvogl et al., Wasser, 90 – 98. 91 Jungwirth et al., Donau, 36. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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