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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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223U-Topie Garten und Park | gungen mehr, auch die Stadtgräben wurden zunehmend als hygienische Bedrohung gesehen (vgl. oben).152 Die Ausweitung des Grünraumes in einen, wie es das ständische Bauamt bezeich- nete, »Spaziers- oder Lust«-Garten mit insgesamt rund 8.500  Quadratmetern erfolgte erstaunlich rasch.153 Im April 1801 war der Obere Graben bis zum Landhaustor be- reits zugeschüttet, der Wall abgetragen und eine ebene Fläche hergestellt, bis zum Jahresende folgte das restliche Grabenstück bis zum Schmiedtor, das nun im Besitz der Stände war. Im Laufe der nächsten Jahre verfüllte auch die Stadt  – als Grund- eigentümer  – den restlichen Graben, wobei die dabei entstandene Fläche parzelliert und zur Bebauung verkauft bzw. zur Erweiterung des Pfarrplatzes verwendet wurde (vgl. Abb.  3).154 Bei der Neugestaltung der Promenade überlegte man zunächst eine Bepflanzung mit Kastanien, »weil diese am schnellsten gedeihen, guten Schatten und schönes Grün geben«,155 schließlich entschied man sich für Linden und Platanen, die in vier Reihen angeordnet wurden.156 Auch diese neue Anlage war noch stark von gera- den Linien und formenden Pflanzenschnitten geprägt, sie offenbart, wie es Peter Clark bezeichnet hat, eine »highly controlled […] vision of nature«.157 Die Promenade wurde zunehmend zu einem zentralen bürgerlichen Freizeitraum, der stark frequentiert war. Man veränderte nicht nur die Bepflanzung und die Gestaltung,158 sondern erweiterte auch die Infrastrukturen für die Nutzer/innen dieses Grünraumes : Schon 1807 hatten die Stände 40 Bänke aufstellen lassen, zudem einen Pavillon für Militärmusik und eine »Zuckerbäckerhütte«,159 in der auch Getränke erworben werden konnten. Die Hütte wurde zur Mitte der 1830er Jahre durch einen »Kiosk von eleganter Form« ersetzt, in dem es zeitweise sogar »Schaustellungen bildlicher Kunstwerke« gab.160 Deutlich beobachteten und bewerteten die Stadtbeschreibungen und Reiseberichte aus den ersten Jahrzehnten des 19.  Jahrhunderts urbane Grünräume, auch lassen diese Stimmen diesbezüglich gestiegene Bedürfnisse erkennen (vgl. Kap.  8. Natur der Städ- ter  – Natur für Städter).161 Linz verfüge zwar über die Promenade und zahlreiche Gast- gärten, aber »englische Gartenanlagen und Parks fürs Publikum kennt man hier nicht«, 152 OÖLA, Landschaftsakten, Alte Registratur, Sch. 84, D.XIV.2/196 ; vgl. zu Frankreich : Guillerme, Age, 210 – 213. 153 OÖLA, Landschaftsakten, Alte Registratur, Sch. 98, D.XV.3/No.  79. 154 OÖLA, Landschaftsakten, Alte Registratur, Sch. 96, D.XV.3/No.  21/4 ; LR BIIA42, Reg. 20129 (65) ; RB 1885, 106. 155 OÖLA, Landschaftsakten, Alte Registratur, Sch. 96, D.XV.3/No.  21/4. 156 LR BIIA42, Reg. 20098 (44f.) ; Stauber, Ephemeriden, 134f. 157 OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 582, E.XV.8./No.  32/1 ; OÖLA, Landschaftsakten, Alte Registratur, Sch. 92, D.XV.2/No.  123 ; Clark, Cities, 325. 158 Vgl. OÖLA, Karten- und Plänesammlung, VI/31. 159 LR BIIA42, Reg. 20145 (77). 160 Fink, Geschichte, 120f. 161 Mader, Reise, 14 ; Heinse, Linz, 1. Aufl., 10 u. 15 ; Pillwein, Beschreibung, 85 u. 68f.; Kyselak, Skizzen, 406. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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