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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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277Rekurrente Krisen type ancien | speicher gab, der als Puffer fungieren konnte. Es waren zwar große Getreidemen- gen im städtischen Brauhaus vorhanden (im Jahr 1726 12.000  Metzen Gerste),19 die, wenngleich es sich um vermalzte Gerste handelte, prinzipiell als Nahrungsmittel oder als Zusatz für Brot genutzt werden konnte  – für eine derartige Verwendung gibt es jedoch keine Belege. Dass es nur in wenigen Städten öffentliche Getreidespeicher gab, hatte vor allem finanzielle Gründe. In Tirol, das von Getreideimporten aus Bayern abhängig war, erwog die Hofkammer während der 1760er Jahre wiederholt die Errich- tung eines Getreidespeichers, was aber aufgrund der Kosten verworfen wurde. Ohne- hin funktionierte die Getreideversorgung in normalen Jahren problemlos.20 In Wien bestand ab den 1720er Jahren ein Getreidemagazin, das als Puffer bei Verknappungen und Preissteigerungen fungieren sollte. Dies war ein staatliches Projekt, das defizitär war, aber offenbar die Krise der 1770er Jahre etwas abmilderte. Auch in Wien zeigten sich die Probleme der Lagerhaltung : Die Kosten waren hoch, der Nutzen war bei normalen Ernten nicht gegeben, zudem war das eingelagerte Getreide gegenüber der frischen Ernte meist im Nachteil (im Hinblick auf Preis und Qualität).21 Eine weitere Maßnahme stellten obrigkeitlich festgelegte regionale Höchstpreise dar, die stabilisie- rend wirken sollten,22 aber zunehmend  – wie die Ausfuhrsperren  – als kontraproduktiv eingestuft wurden.23 Für Oberösterreich ist eine Preisfestsetzung für Getreide jedoch erst für den Mai 1771 belegt.24 Obrigkeitliche Kernstrategie war das massenhafte Aufkaufen von Getreide in Überschussgebieten.25 Dies verursachte eine erhebliche Konkurrenz um Getreide und wirkte preistreibend. Klar im Vorteil waren Territorien, die im Hinblick auf den Trans- port günstig lagen oder über den Binnenmarkt  – im Falle der habsburgischen Länder aus Ungarn  – versorgt werden konnten.26 Auch in Oberösterreich setzte man  – wie in Wien  – auf Getreideankäufe in Ungarn, was die Stände »wegen ausserordentlich sich hierlands geäusserten Misswachs deren Körnern« schon 1770 gemacht hatten.27 Im Folgejahr warteten die Stände offenbar noch ab, erst im Frühjahr schloss man mit einem Weinhändler aus Mauthausen einen Liefervertrag über 30.000  Metzen ungarisches Getreide ab, wobei diese Lieferung für ganz Oberösterreich vorgesehen nerability, 126. 19 LR BIIG4, Reg. 2397 (125 – 133). 20 Kumpfmüller, Hungersnot, 91f. 21 Ebd., 51 – 53 ; vgl. zu den Getreidespeichern und zu deren Problemen in der Praxis : Collet, Katastrophe, 169 – 182. 22 Weber, Kurmainz, 96. 23 Kumpfmüller, Hungersnot, 22 u. 45f. 24 Luca, Landeskunde, Bd. 2, 39. 25 Vgl. Abel, Massenarmut, 216 – 226 u. Collet, Katastrophe, 182 – 189. 26 Kumpfmüller, Hungersnot, 30f. u. 42 – 46 ; Abel, Massenarmut, 232f.; vgl. für Wien : Brunner/Schneider, Umwelt, 305f. 27 OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 931, G.XXIII.2/No.  59 ; vgl. Kumpfmüller, Hungersnot, 54 – 60. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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