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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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319Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe | 25  kr212  –, verbreitete sich die Feuerversicherung in Linz offenbar nur langsam : Ende 1832 waren in der inneren Stadt »nur«, wie der »Franziszeische Kataster« betonte, 34 Häuser von insgesamt 200 Häusern bei der »n : ö : wechselseitigen Feuerschaden Asse- kuranz« versichert,213 in der nördlich der Donau gelegenen Gemeinde Pöstlingberg waren von 98 Häusern 46 Häuser »im einheimischen gegenseitigen Privat-Vereine«, 5 bei der niederösterreichischen und 1 Haus bei der Triester Versicherung,214 in St.  Peter 11 Häuser in privaten Kassen und nur 1 Haus bei der niederösterreichischen Asseku- ranz versichert.215 Brandgefährliche Betriebsobjekte wie Gießereien waren vermutlich mehrheitlich von den Versicherungen ausgeschlossen, zudem war kein Versicherungs- schutz durch kriegerisch induzierte Brände vorgesehen.216 Somit blieben die private  – reziproke  – Unterstützung vor Ort, das regionale und überregionale Sammeln von monetären und materiellen Spenden weiterhin zentral für die durch Brände Betrof- fenen.217 »Die Feuerlöschanstalten in Linz […] entbehren der im Löschgeschäfte abgerich- teten Feuerwärter«, stellte ein Wiener Publizist in seiner 1846 erschienenen Reise- beschrei bung fest. Bei einem Brand »greifen […] alle eben Hinzukommenden an, wodurch Geschrei und Unordnung entstehen. Statt die Straße, wo das Haus in Feuer gerieth, abzusperren, läßt man Jeden zu, der löschen hilft. Dies kann auch so lange nicht verhindert werden, bis nicht eine eigene Feuerwartmannschaft hergestellt wird.«218 Diese Beobachtung artikulierte die ab den 1840er Jahren im deutschspra- chigen Raum verstärkt auftretenden Diskussionen um die Etablierung einer ständi- gen Feuerwehr. Vorbilder dafür bildeten die in der napoleonischen Zeit reorganisierte französische Feuerwehr und die in größeren Städten bestehenden Feuerlöschdienste, die vor allem für die Bedienung der Feuerspritzen vorgesehen waren.219 Zahlreiche kleinere und mittlere Städte etablierten in der Folge »freiwillige Feuerwehr-Corps«, die als liberal-bürgerliche Lösung im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung zu sehen sind und oft von lokalen Turnvereinen organisiert wurden. In Berlin bestand hingegen ab 1851 eine kasernierte Berufsfeuerwehr, die als Teil der Polizei, aber auch 212 AStL, HS 151 (Oberkammeramt Empfang 1830), pag. 223. 213 OÖLA, Franziszeischer Kataster, No.  534 (Operat 1 u. 2, Braune Mappe, Linz-Stadt, Katastralschät- zungs-Elaborat, 18.12.1832). 214 Bohdanowicz, Pöstlingberg, 219 u. 232. 215 Bohdanowicz, St.  Peter, 233  – zu diesen privaten Feuerkassen ist derzeit noch nichts bekannt. 216 Vgl. die Statuten der landständischen »Feuerschaden-Versicherungs-Anstalt« (undat., um 1848)  – AStL, Altakten, Sch. 190 ; beim Salzburger Stadtbrand von 1818 wurden nur 10  Prozent der Schäden durch die Versicherungen abgedeckt : Marx, Flammen, 361. 217 LZ, 26.7.1830 ; ebd., 20.6.1842 ; LTP, 2.7.1867 ; Allemeyer, Fewersnoth, 26f.; vgl. zur Spendenaktion für Salzburg : Marx, Flammen, 109 – 131. 218 Koch, Reise, 6 ; 1849 gab es in Wien jedoch auch erst 46 ständig besoldete Feuerwehrleute (Csendes/ Opll, Wien, Bd. 3, 68f.). 219 Vgl. als rezente Überblicke : EdN, s.v. Feuerwehr ; Briese, Sicherheit, 9 – 12, 30 – 37 u. 118f.; Schamber- ger/Leupold, Brandschutzgeschichte, 62 – 64. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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