Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 30 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 30 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Bild der Seite - 30 -

Bild der Seite - 30 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Text der Seite - 30 -

30 An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin Bernhard Ludwig Mollenbeck verwies 1682 nicht nur auf das Wahlrecht der Kurfürsten als Begründung der Rechte des Kaisers, sondern auch darauf, dass allein die Ehe der Kaiserin ihre Würde verleihe, weshalb eine Krönung nicht zwingend wäre: „Et uti Imperatori, per so- lam electionem, jam omnis, à Deo per manus Electorum collata potestas est ... Ita Augusta, per solum connubium jam omnem sibi dignitatem Augustalem, quaeque annexa eidem sunt privilegia acquisivisse censenda est, ut per solennem adhuc coronationem, untionemque conferri adhuc quid posse non videatur ...”49. Multz beantwortete wenige Jahre später die Frage nach der Notwendigkeit der Krönung ebenfalls abschlägig und verwies auf den Willen des Kaisers als ausschlaggebend50. Entsprechend äußerte sich 1727 Jakob Karl Spener: „Des Käysers Standes-mäßige Gemahlin, bekommt gleich alle die Titel, Hoheit und Vor- züge, welche ihr das Herkommen verstattet, mit der Vermählung, ohne daß es einiger fern- ern Erklärung bedarff. Dahero wenn sie dem Herkommen nach, gecrönet wird, sie durch und nach der Crönung mehr nicht erlanget, als sie vorhero bereits gehabt. … Wird keine Crönung beliebet, so entgehet dadurch der sonst einer Käyserin gehörigen Hoheit so we- nig, als ihr, wenn die Crönung geschicht, dadurch zuwächst.“51 Und noch 1783 hielt das „Repertorium des Teutschen Staats- und Lehnrechts“ fest: „Es kömmt allein auf das Gutbefinden des Kaisers an, seine Gemahlin crönen zu laßen ... Dennoch aber genießt sie gleiche Rechte als wenn sie gecrönt wäre.“52 Genau genommen geben diese Aussagen für die Frühe Neuzeit insofern eine Gemein- samkeit von Kaiser und Kaiserin wieder (dies deutet gerade das erste Zitat an), als auch die Kreation des Kaisers seit der Goldenen Bulle und der Reichsreform um 1500 de jure durch die Wahl der Kurfürsten erfolgte: Den Wahlakt schloss der Eid auf die Wahlkapitulation ab53, nicht die Krönung. Zwar wurde beim Kaiser selbst nie auf die Krönung verzichtet, aber aus ihr ergaben sich keine zusätzlichen Rechte, so dass auch seine Krönung in rechtli- cher Hinsicht als Akzidens gelten muss. Dass dies nicht für ihre rituell-symbolische Bedeu- tung in Hinblick auf die Reichsverfassung gilt54, ist bereits hinlänglich untersucht worden 49 Mollenbeck, De Augusta, 29–32, 32–35. 50 Multz, Repraesentatio Maiestatis, 245: „An Imperatricis coronatio sit necessitatis? Quemadmo- dum solennitas ista inaugurationis non tribuit dignitatem, aut potestatem, sed datam confirmat: ita Imperatricis praeeminentiae ex defectu inaugurationis nihil decedit, nec enim pristinis seculis quibus coronatio ista insolica erat, Augustarum Majestati quid decrat. Unde ab arbitrio Imperato- ris & Augustae coronationem dependere, quàm ab ipsi necessitate vero videtur similius“. 51 Spener, Teutsches Iuris Publici, 214f., 219, 224–235. 52 Scheidemantel/Häberlin, Repertorium, 582, 583f. 53 Hoke, Limnaeus, 117, 123f.; auch Mollenbeck, De Augusta, 32. Zu den Wahlkapitulationen siehe Burgdorf, Protokonstitutionalismus, zur Wahl dort 70f. 54 Stollberg-Rilinger, Die Puppe Karls des Großen. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
zurück zum  Buch Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie"
Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Kaiserin