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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Die Majestas-Debatte 41 So äußerte sich Jakob Bernhard Multz 1690 ganz eindeutig, unter ausdrücklichem Hinweis auf Riemer und in Abgrenzung zu Limnaeus: Wenn, wie Justinian schrieb, Majestätsbelei- digung schon durch Angriffe auf die Räte des Kaisers, die juristisch gesehen einen Teil von ihm darstellten, begangen werden könne, so gelte das umso mehr für die Kaiserin selbst113. Diese Position teilten etwa Textor, Schilter und Münchmayr um 1700114 ebenso wie spä- ter Nikolaus Hieronymus Gundling115. Auch Jakob Karl Spener diskutierte die Frage 1727 noch ausführlich, trennte allerdings deutlich zwischen dem Titel „Majestät“ und der recht- lichen Dimension: „Die Majestät bedeutet theils die höchste dem Staat, oder dessen Regenten, zustehende Gewalt, Theils wird mit der Benennung auch wohl allein eine ausnehmende Hoheit ange- zeiget. ... Die Käyserin hat keine würckliche und eigentliche Majestät, also kan diese auch nicht verletzet werden. … So mag mit Bestand Rechtens, daß wider die Kayserin selbsten dieses Laster begangen werde, nicht wol gesaget; wiewohl nicht übel behauptet werden, daß, wenn sich iemand gröblich an der Kayserin vergriffe, derselbe selbst des Kaysers Ma- jestät verletze“116. Bei der „Majestät“ der Kaiserin handele es sich eben nur um einen Titel, eine Einschät- zung, die seit Mollenbeck mehrere Autoren formulierten117. Die Frage der Majestätsbelei- digung gegen die Kaiserin wurde schließlich noch 1742 von Moser angesprochen und ein weiteres Mal als ein Punkt ausgewiesen, in dem es keine einheitliche Meinung gebe118. In der bearbeiteten Auflage des „Neuen Teutschen Staats-Rechtes“ aus dem Jahr 1767 dagegen erschien dann kein Hinweis mehr auf die in der Reichspublizistik immerhin über 150 Jahre virulente Diskussion, sondern es wurde allein auf die Titulatur der Kaiserin als „Majestät“ Bezug genommen119. Dass in Bodins „Six livres“ die Reduktion der Herrschaftsrechte von Frauen, Misogynie und Staatsbildung in engem Konnex in Erscheinung traten, hat Claudia Opitz ausdrück- lich hervorgehoben120. Ob sich daraus direkte Folgen für die juristische Auffassung hin- 113 Multz, Repraesentatio Maiestatis, 243f., 248f. 114 Textor, Jus Publicum, 570–575; Schilter, Institutionum Iuris Publici, 176f.; Münchmayr, Jus Publicum, 168–170. 115 Gundling, Gründlicher Discours, 330f. Zu Gundling etwa Buschmann, Rezeption, 1118. 116 Spener, Teutsches Iuris Publici, 281f., generell dort 279–284. 117 Spener, Teutsches Iuris Publici, 237f.; Otto, Disputatio iuri publici, 37f.; Struve, Corpus iuris publici, 571. Siehe dazu auch die Darstellung auf Abb. 5 anlässlich der Krönung 1742. 118 Moser, Teutsches Staats-Recht, 210f. 119 Moser, Neues Teutsches Staatsrecht, 657–659. 120 Opitz, Bodin, 37f. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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