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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 112 -
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112 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit Gesandten in Spanien, sondern dürfte die Motivation durchaus wiedergeben, obwohl di- rekte Äußerungen von kaiserlicher Seite dazu bislang unbekannt sind. Nicht zuletzt gab es mittelalterliche Beispiele für eine solche Instrumentalisierung192, und schon 1622 hatte Fer- dinand II. in Ungarn die Krönung seiner Gemahlin gezielt genutzt, um den mühsam ge- fundenen Kompromiss mit den ungarischen Ständen in rituellem Rahmen zu bekräftigen. Offenbar waren im Oktober 1630 in Regensburg noch einmal Gespräche hinsichtlich der Königswahl geführt worden, nachdem die Sondierungen Eggenbergs im Septem- ber nur negative Rückmeldungen erbracht hatten193. Allerdings drangen die Kurfürsten seit September auch auf eine Beendigung des Konventes, so dass das Zeitfenster immer knapper wurde und die kaiserliche Seite weiter unter Druck geriet. Mitte Oktober scheint endgültig klar gewesen zu sein, dass die Kurfürsten einer Krönung Ferdinands III. nicht zustimmen würden, aber erst am 31. Oktober 1630 wurde der Nürnberger Rat durch ein kaiserliches Schreiben aufgefordert, die notwendigen Insignien nach Regensburg zu sen- den, und es wurden generell „eylende praeparatoria“ für die Kaiserin angestellt194. Dies alles deutet nicht auf eine lange Vorbereitung hin; vermutlich war der Plan, sie allein krö- nen zu lassen, wirklich erst gereift, als sich die Ablehnung der Wahl Ferdinands durch die Kurfürsten als unüberwindlich darstellte. Angesichts dieser Funktionalisierung des Krönungsrituals ist es wenig verwunderlich, dass dezidiert von kaiserlicher Seite die Initiative hinsichtlich der Ausgestaltung übernom- men wurde. Dazu gehörte, dass offensichtlich der Abt von Kremsmünster als Magister ce- remoniarium195 in Erscheinung trat: Es handelte sich dabei um Anton Wolfradt, zugleich Geheimer Rat des Kaisers und dessen Hofkammerpräsident, der wenig später Bischof von Wien werden sollte196. Erneut war es also ein Vertrauter des Kaisers, dem man den Ablauf der Krönung anvertraute, wobei offenbleiben muss, in welchem Maße der Kurfürst von Mainz bzw. dessen Amtsträger an der Vorbereitung beteiligt waren. In den Mainzer Akten 192 Zey, Imperatrix, 10f.; Büttner, Weg zur Krone, 331f.; Pálffy, Ausgleich, 103–105. 193 Albrecht, Politik Maximilians, 653, 691–693. Dabei spielte der Krieg im Reich als Ablehnungs- grund eine Rolle; zur Wahl „inter arma“ siehe Gotthard, Säulen des Reiches, 518–524. 194 Albrecht, Politik Maximilians I., 691–693; HHStA, RK, Reichstagsakten 100a, Fasz. 5, fol. 14ar, 20r, 24r, 26r–27r; Crönungs-Handlung 1630, 3. 195 Dieses Amt wird auch bei künftigen Krönungen erwähnt. Es handelte sich jeweils um geistliche Herren, die für den Ablauf der Krönungsmesse zuständig waren: 1653 (HHStA, ZP 1, S. 315) Franz Wilhelm von Wartenberg, Bischof von Regensburg; 1690 (ZP 4, fol. 478, 488) Christoph Rudolph von Stadion, Domdechant zu Mainz; 1742 (Vollständiges Diarium, 4) Lothar Johann Hugo Franz von Ostein, Domherr zu Augsburg. 196 StAN, Rep. 67 Nürnberg, Krönungsakten Nr. 20, fol. 5r/v; zur Person siehe Weissensteiner, Wolfradt. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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