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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 238 -
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238 Kaiserinnen in den Medien im Glauben eine zentrale Rolle bei den militärischen Erfolgen Leopolds I. zuzuweisen314. Damit propagierten sie direkt sowohl einen mit der „Pietas Austriaca“ verbundenen An- spruch des Hauses wie die Relevanz der Kaiserin für dieselbe. Nur über diesen Bezug zum Kaiser wurde der Kaiserin als „consors regni“ für das Reich Relevanz zugeschrieben. In einem anderen Punkt, der Eleonora Magdalena nach Ansicht ihrer Laudatoren als Fürstin auszeichnete, stellte man diesen jedoch her, und zwar hin- sichtlich ihrer reichsfürstlichen Herkunft und ihrer dynastischen Bedeutung: Sie stammte aus einer hochrangigen fürstlichen Familie des Heiligen Römischen Reiches315, war durch ihre Ehe mit Leopold in eine noch hochrangigere aufgenommen worden und hatte zu de- ren Erhalt durch zahlreiche Kinder, insbesondere durch drei Söhne, von denen zwei Kaiser wurden, beigetragen316. Diese ihre Funktion bei der Sicherung des Hauses Habsburg en- dete freilich nicht mit ihrem Tod, den die Predigten beklagten. Vielmehr trugen verschie- dene Prediger der Verstorbenen dezidiert auf, ihr kraftvolles Gebet, ihre Nähe zu Gott, die aus ihrem tugendhaften Lebenswandel resultieren werde, auch weiterhin zum Wohle der Dynastie zu nutzen: Im Himmel solle sie für einen männlichen Erben Karls VI. bitten317, für das Haus allgemein Wohlergehen und Dauerhaftigkeit erflehen318. Die dynastische Rolle der Fürstin fand also in ihrem Falle deutlicher Beachtung als in den eben erörterten Texten anlässlich der Geburt des Thronfolgers 1716, allerdings noch in einem weiteren Sinne, denn Eleonora Magdalena trat nicht nur als Mutter der kaiserlichen Kinder in den Texten in Erscheinung, als „des H. Römischen Reichs fruchtbare Vermeh- rerin“319, als die sie auch bildlich dargestellt wurde. Vielmehr wurde auch ihre Funktion als Mittlerin in Bezug auf andere europäische Herrscherhäuser320 thematisiert. Damit rückte die Relevanz der Kaiserin für die Verbindung und Vernetzung von Dynastien und Herr- schaftsräumen ins Licht: Am Castrum Doloris in der Wiener Augustinerkirche wurde etwa thematisiert, dass Eleonora Magdalena nicht nur Mutter zweier Kaiser und einer Königin von Portugal, sondern ebenso Schwester zweier Königinnen, dreier Kurfürsten und wei- terer sechs Brüder und fünf Schwestern gewesen sei, „welche das Meiste / durch Lieb und Gutthun“321 der Kaiserin erhalten hätten. Dass dies den Tatsachen entsprach, dass Eleonora 314 Lucerna abscondita, 11f.; Heimbach, Tugend-Schritte, 8f.; Holderriedt, Kayserthumb, 54–56; Peickhard, Zahl, 10. Auch als Inschrift am Castrum in Wien: Schönwetter, Castrum Doloris, [17]. 315 Kofler, Gesuchte Sünderin, [4]–[6], formuliert dies besonders plastisch. 316 Romberg, Early Modern Empress. 317 Holderriedt, Kayserthumb, 66; Kofler, Gesuchte Sünderin, [26f.]; Wagner, Leben, 227. 318 Z. B. Peickhard, Zahl, 5; Pfyffer, Liebs-Flamm, 102–104. 319 Schmitz, Kayser, 5f.; Brean, Starcke Tugend, 11. 320 Lucerna abscondita, 5. 321 Schönwetter, Castrum Doloris, [7f.]. Zur Förderung ihrer Geschwister siehe Anzböck, Eleo- nore Magdalena, 90–115. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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