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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 280 -
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280 Handlungsfelder Amalie Fößel hat in einem recht umfangreichen Kapitel ihrer Untersuchung zur Köni- gin im mittelalterlichen Reich bereits herausgestellt, dass sich anhand von Urkunden des 10. bis 12. Jahrhunderts in einer großen Zahl von Fällen die Kaiserin bzw. Königin als Ver- mittlerin bzw. Fürbitterin ausmachen lässt143. Daraus zog Fößel den Schluss, dass es „eine grundsätzliche Akzeptanz ihrer Mitsprache in Angelegenheiten der Reichspolitik“ gegeben habe144, wobei die Rolle der Kaiserin als Fürsprecherin nicht auf bestimmte Inhalte festge- legt werden könne und sich ihr insgesamt über rechtlich relevante Interventionen zahlrei- che Möglichkeiten politischer Einflussnahme eröffneten. Lässt sich diese Aktivität in Be- zug auf das Reich im späteren Mittelalter aufgrund veränderter Urkundenausstellung nicht mehr so deutlich greifen, so ist die Frage, ob und inwieweit eine frühneuzeitliche Kaiserin derartige Möglichkeiten hatte und nutzen konnte, bislang gar nicht gestellt worden. Dabei ist der Umstand, dass sich für Landesfürstinnen ein entsprechendes Agieren als Fürbitterin sehr wohl nachweisen lässt, das offensichtlich auch in Übereinstimmung mit normativen Vorstellungen vom Handeln von Fürstinnen erfolgte145, freilich ein wichtiges In- diz. Sie nutzten die Möglichkeiten der Fürsprache bei ihrem fürstlichen Gemahl ebenso wie bei männlichen und weiblichen Verwandten, um Zusagen hinsichtlich von Ehrenerweisen, Ämtern, juristischen Zugeständnissen etc. zu erreichen. Generell war sowohl für die an eine fürstliche Frau Schreibenden wie für deren eigene Briefschaften ein ganz zentraler Beweg- grund der des Bittens, der Übermittlung von Bitten und der Fürsprache, sowohl im eigenen Interesse der Fürstin wie für Personen, die ihrer Klientel zuzurechnen waren146. Als Fürbitterin trat die Kaiserin als Patronin derer auf, für die sie die Fürsprache leistete, und Patronage147 stellte ein ganz wesentliches Element der Verflechtung und damit der Ge- staltung von Netzwerken dar. Bitten, Fürsprache und Empfehlung waren Instrumente, die sowohl Männer wie Frauen einsetzten, die als Patrone und Patroninnen, als Vermittler und Vermittlerinnen in Erscheinung traten. Dabei gibt es zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass Fürstinnen über die Grenzen der jeweiligen Territorien hinweg um Fürbitten angesprochen wurden – und dies galt ganz offensichtlich auch für die Kaiserinnen. Allerdings blieben In- terventionen von Fürstinnen eben weitgehend Bitten bzw. Empfehlungen: an den Ehemann oder andere männliche Verwandte, an Amtsträger ebenso wie an andere ranghohe Frauen. 143 Fößel, Königin, 123–150; siehe auch Hartmann, Königin, 20f. 144 Fößel, Königin, 146 145 Keller, Anna von Sachsen, 90–111; Wunder, Regierende Fürstinnen, 43; Greinert, Unterord- nung, 225–238; Arenfeld, Intercessor; Tomas, Medici Women, 44f. 146 Nolte, Pey eitler finster, 196f.; Rogge, Familienkorrespondenz, 211; Mallick, Spiritus intus agit, 380, 413 und oft. Zur Klientel im Briefwechsel Daybell, Letter-Writers, 145–150, 232–240. 147 Kettering, Patronage; Emich/Thiessen, Stand und Perspektiven; zu neuerer Literatur siehe Asch/Emich/Engels, Einleitung; Bastian, Verhandeln in Briefen, 220–227; Mallick, Spiritus intus agit, bes. 21–26, 29f. Zuletzt wurde Patronage stärker im Kontext von Korruption themati- siert, z. B. Engels/Fahrmeir/Nützenadel, Geld. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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