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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 296 -
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296 Handlungsfelder trachtung von Strategien der Frauen in diesem Kontext217. So implizierte das Auftreten als Fürbitterin etwa stets die Notwendigkeit, Erfolgschancen einzuschätzen hinsichtlich des Gegenstandes, auf den sich eine Fürbitte bezog, ebenso wie hinsichtlich der Personen bzw. Institutionen, die die Bitte erfüllen bzw. eine Empfehlung weiterleiten sollten. Erwägun- gen dazu lassen sich aus dem bisher ermittelten Material leider kaum nachvollziehen. Die vorhandenen Korrespondenzbruchstücke zeigen immerhin deutlich, dass Kaise- rinnen wie Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg und Amalie Wilhelmine von Braun- schweig sowohl aus den habsburgischen Erblanden wie aus dem Reich, ebenso aber aus anderen europäischen Staaten als Vermittlerinnen angesprochen wurden und selbst dort- hin Fürbitten richteten. Diese Funktion der Kaiserin als Vermittlerin und Fürsprecherin in Patronagebeziehungen blieb nicht auf enge familiäre Kontexte beschränkt, sondern stellte ein strukturelles Merkmal dynastischer Herrschaft dar. Dass allerdings dynastische Netz- werke dabei eine bedeutende Rolle spielten, liegt auf der Hand und lässt vermuten, dass die Einbindung von Kaiserinnen aus fürstlichen Häusern des Reiches in Fürbittkommu- nikationen in diesem Rahmen enger war als bei den aus Spanien oder Italien stammen- den. Das Agieren zwischen den Dynastien und in einer umfassenderen Fürstengesellschaft des Reiches zeigt die Handlungsfähigkeit von Kaiserinnen über die Erblande hinaus, eine Handlungsfähigkeit, die zugleich der ihres Gemahls zugutegekommen sein dürfte. Gerade die Kaiserinnen aus reichsfürstlichen Familien unterstützten und erweiterten durch ihre dynastischen Verbindungen Spielräume kaiserlicher Herrschaft insgesamt. Bei aller Relevanz eigener dynastischer Beziehungen – sowohl als Basis wie als Anlass von Fürbitten – zeigt sich, dass Kaiserinnen im Reich in bestimmten Felder häufiger und breiter angefragt wurden. Aus dem hier untersuchten Material ergibt sich dabei der Eindruck, dass sich doch eine Häufung von Interventionen bzw. Interventionswünschen für und von Reichsfürstinnen abzeichnet. Dabei war etwa die von Kurfürstin Anna von Sachsen ge- wünschte Fürsprache im fürstlichen Ehekonflikt zwischen Erich und Sidonia von Braun- schweig-Grubenhagen nur ein Beispiel; weitere entsprechende Interventionen ließen sich anführen, nicht zuletzt im Kontext der berühmten Affäre Grävenitz am württembergischen Hof im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts218. Der Kaiserin wurde offenbar eine Verantwor- tung als Schützerin von fürstlichen Ehen zugeschrieben. Auch die Intervention in Herford war nur eine von mehreren in Hinblick auf Damenstifter und Klöster219. 217 Bastian, Verhandeln in Briefen, 176–184. 218 Z. B. die Fürsprachen von Amalie Wilhelmine im Streit im Hause Schaumburg-Lippe, siehe HHStA, Familienkorrespondenz A 33/30/3, fol. 8r, 29.08.1704; A 33/30/5, fol. 44r, 1.10.1707. Dazu auch Schweinitz, Johanna Sophia Gräfin zu Schaumburg-Lippe. Zu Württemberg Familienkor- respondenz A 33/1 und 2; A33/30/6, fol. 13r, 23r/v, 45r/v (1708); außerdem Krippendorf, Anekdo- ten, 17, 231; generell Oßwald-Bargende, Mätresse. 219 NLAW, 1 Alt 24 Nr. 277, fol. 55r–57v, 63r, 65r–66r, 259r–260r: Empfehlung eines Fräuleins von Sayn-Wittgenstein für eine Kanonissenstelle in Gandersheim 1746. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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