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Lothar Höbelt
GRAF EGBERT BELCREDI – DER „ECHTE“
KONSERVATIVE
„… der großen und anstrengenden Arbeit, dem Adel zu verdienter Macht und
Ansehen zu verhelfen, der meine ganze Zeit und Kraft, mit einem Worte, mein
Leben geweiht ist.“ (Tagebuch 9.3.1853)
„Auch gehöre ich nicht zu den Anhängern des modernen Glaubens, durch §§,
Verfassungen etc. die Welt aus den Angeln heben zu können.“ (Brief an Vin-
zenz Brandl, 30.1.1869)
Der Name Belcredi wird den meisten Historikern geläufig sein; doch ver-
dankt sich dieser Bekanntheitsgrad in erster Linie dem Bruder Egberts,
dem Grafen Richard Belcredi, der zwei turbulente Jahre lang als österrei-
chischer Ministerpräsident amtierte, den Reichsrat sistierte und die Aus-
gleichsverhandlungen mit Ungarn in Gang setzte (die schließlich zu einem
Resultat führten, das ihn nicht befriedigte).1 Richard galt ebenso wie Egbert
als Konservativer. Es lag also nahe, die beiden Brüder in einem Atemzug
zu nennen und dabei den älteren Egbert mehr oder weniger als eine Fuß-
note zu betrachten, als mangels Amtes auf den ersten Blick viel weniger ge-
schichtsmächtigen Bruder. Egbert hat zeit seines Lebens keine besonders
prominente Stellung im öffentlichen Leben bekleidet: Er war in den Sechzi-
gerjahren für zwei Jahre Landesausschussbeisitzer („Landesrat“) in Mäh-
ren, später ein Dutzend Jahre Abgeordneter zum Reichsrat, ohne selbst im
Český Klub eine allzu einflussreiche Stellung einzunehmen; nie Minister
oder Statt
halter, kein Gesetz ist exklusiv mit seinem Namen verbunden, es
sei denn seine Enquete zur Arbeiterfrage in den frühen Achtzigerjahren.
Diese Perspektive würde der Bedeutung Egbert Belcredis freilich nicht
wirklich gerecht. Richard Belcredi war ein Konservativer nach dem Muster,
wie es nach ihm auch noch die Grafen Karl Hohenwart und Eduard Taaffe
verkörperten – ein hoher Staatsbeamter mit aristokratischem Hintergrund,
der sich als Statthalter seine Meriten verdient hatte und vom Kaiser den
Auftrag erhielt, ein Ministerium zu bilden, das auch für Konservative akzep-
tabel war, um auf diesem Wege insbesondere die böhmische und ungarische
staatsrechtliche Opposition einzubinden. Keiner von ihnen konnte als ausge-
1 Walter Mertal, Graf Richard Belcredi (1823–1902). Ein Staatsmann aus dem Österreich
Kaiser Franz Josephs, phil. Diss. Wien 1963.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115