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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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185076 Viktor Andrian4 war einige Tage hier auf Besuch. Er klagt über das Minis- terium, die Haltlosigkeit seiner auswärtigen Politik gegenüber Deutschland5 und den Mangel an Kenntnis der praktischen und lokalen Verhältnisse, wel- che[r] die innere Politik zu keinem Ziel gelangen lässt. Die Finanzen stehen von Tag zu Tag schlechter, man spricht immer mehr vom unvermeidlichen Bankbruch und der Insolvenz des Staates.6 Die Aussichten in die Zukunft sind trübe, ganz Mitteleuropa kann nicht aus den Provisorien herauskom- men. Daran ist weniger Unkenntnis der wahren Sachlage als Mangel an Redlichkeit und offenem mutigem Eingehen in den unvermeidlichen Kampf gegen die Revolution von 1848 schuld. Alles fischt im Trüben. 4 Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858), übrigens ein Cousin Belcredis, wurde im Vormärz mit der Schrift Oesterreich und dessen Zu kunft bekannt (erstmals 1841 anonym erschienen, ein zweiter Teil 1847), die als Programm des oppositionellen Adels galt; das Regierungssystem wollte er nach dem Vorbild des englischen Konstitutionalismus umgebaut wissen. Die anonym herausgegebene Dokumentensammlung Historische Acten- stücke zur Ge schichte des Ständewesens in Oesterreich, Leipzig 1846, 6 Hefte, dürfte von ihm stammen. MdFN 1848/9, wo er für die Vormachtstellung Österreichs im Deutschen Bund eintrat, Vizepräsi dent und Mitglied des Verfassungsgebenden Ausschusses. Nach Auflösung des Kremsierer Reichstags gab er anonym die Schrift Centralisation und Decen- tralisation in Oesterreich, Wien 1850, heraus. 1851, noch vor dem Übergang zum offenen Absolutismus, schrieb Andrian-Werburg eine Denkschrift über die Verfassungs- und Ver- waltungsfrage in Oesterreich, die erst posthum 1859 veröffentlicht wurde. Vgl. Viktor Franz Freiherr von andrian-WerBurg, „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“. Tagebücher 1839–1858, hg. v. Franz Adlgasser (= Veröffentli- chungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, 98/1–3), Wien–Köln–Weimar 2011. Andrian-Werburg schreibt über Belcredi am 6. März 1850: „Egbert selbst steuert mit hohen Segeln, declamirt nach seiner Gewohnheit viel, wirkt aber auch praktisch in Verei- nen, Versammlungen etc. und scheint wirklich auf dem Wege zu sein, sich eine einflussrei- che Stellung in Mähren zu erwerben, so ist er z. B. Präsident des historisch-statistischen Vereines.“ Ebd., 2, 341. 5 Zur deutschen Politik Österreichs siehe Stefan lippert, Felix Fürst zu Schwarzenberg. Eine politische Biographie (= Historische Mitteilungen, Beiheft 21), Stuttgart 1997; Francis Roy Bridge, Österreich(-Ungarn) unter den Großmächten, in: Adam Wandruszka – Peter Ur- banitsch (Hg.), Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Bd. 6/1, Wien 1989, 196–373; Jiří kořalka, Deutschland und die Habsburgermonarchie 1848–1918, in: Adam Wandruszka – Peter Urbanitsch (Hg.), Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Bd. 6/2, Wien 1993, 1–158; zur älteren Literatur siehe Heinrich friedJung, Österreich von 1848 bis 1860, 2 Bde., Stutt- gart–Berlin 1908–1912. 6 Das Agio (die Kursdifferenz zwischen Papiergeld und Silber) blieb weiter hin sehr hoch. Im März 1850 betrug es 120 Prozent. Der drohende Krieg mit Preußen ließ das Disagio noch höher ansteigen. Am 25. November 1850 erreichte es 139 und einen Tag später schließlich 150 Prozent. Zu Österreichs Finanzen in diesen Jahren nach der Revolution vgl. fried- Jung, Österreich 1, 239–250; Harm-Hinrich Brandt, Der österreichische Neoabsolutismus. Staatsfinanzen und Politik 1848–1860 (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 15), Göttingen 1978. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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