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Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Seite - 83 -
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19. MÄRZ 1850 81 Absolutismus, ohne eine Institution zu finden, die berücksichtigt werden müsste, von dem willkommenen Erbe schrankenlos Besitz nehmen könne. Es gab eine Zeit, wo in England Bürger der Städte und die niedere Geist- lichkeit um Erlaubnis baten, das Parlament nicht beschicken zu müssen. Nachdem ihnen diese eiligst erteilt worden war, blieben dort noch immer Lords, Bischöfe, Knights übrig, welche das Parlament und mit ihm Rechte und Verfassung des Landes aufrecht hielten, ihren eigenen Vorteil gewiss nicht vergessend und dennoch jenen des Allgemeinen wahrend; denn das Wohlergehen des Einzelnen, des Teils ist bedingt durch die Wohlfahrt des Ganzen. Es wäre interessant, gründlicher darüber zu forschen, als dies bisher der Fall war, ob und unter welchen Umständen gemachte Verfassungen über- haupt lebensfähig seien. Auf dem europäischen Kontinent sind die Ver- hältnisse und Interessen im Staate bereits so mannigfaltig und verwickelt geworden, die Waffen der Kritik haben eine solche Überlegenheit erlangt, dass keine der seit dem Ende des vorigen so wie im jetzigen Jahrhundert eingeführten Institutionen genügend befunden ward, ja dass die Kritik vom Standpunkt der Theorie aus den Keim zerstörte, ehe man die praktische Er- fahrung abwartete. – Die ideelle Basis eines Rechts ist der jeweilige Rechtsbegriff im Volke, die Rechtsidee. Ruht diese in der Mehrheit, so verspricht sie Dauer; im Ge- genteil wird sie unnatürlich, zu einer Fessel, welche nur, von momentaner Gewalt gestützt, so lange als diese Stütze währt. In einem Volke, dessen ge- bildeter Teil auch den Rechtsbegriff sehr geläutert in sich trägt, kann nur eine solche Verfassung entsprechen, welche diesem genügt. Ist jedoch dieser Teil in einer bedeutenden Minorität, die Masse desselben Volkes roh und unwissend, so kann eine Verfassung, die einem entspricht, hier nicht Wurzel schlagen. Eine gegebene Verfassung hat daher nur dort einen festen Halt, wo sie ideell im Begriff des Rechts und materiell in der Mehrheit des Volkes ruht. Ist nur die eine dieser Bedingungen vorhanden, so wird sie entweder der Kritik oder der rohen Gewalt erliegen. Die Geschichte der kontinentalen Verfassungen beweist dies und berechtigt zu dem Schlusse, dass die polit[i- schen] Schwankungen und Stürme erst dann ruhen werden, wenn Bildung und Aufklärung im Volke gleichmäßiger verteilt, die Gebildeten von der Masse durch keine Kluft mehr getrennt sein werden – die ideellen und mate- riellen Grundlagen in eins zusammenfallen! Bei den gewordenen und gewachsenen Verfassungen ist diese Bedingung ganz natürlich immer vorhanden gewesen, ihre anfangs rohen Formen än- derten und bildeten sich je nach den Kulturfortschritten der Völker, wäh- rend die gemachten die unlösbare Aufgabe übernehmen, Verhältnisse be- rücksichtigen und Inter essen Rechnung tragen zu wollen, die sich nicht
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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