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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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28. MAI 1850 85 zum reinsten Ausdruck läutern sollten, ein sehr mangelhafter Destillierap- parat, eitel Mechanismus und Rechenexempel. All die Bestimmungen des Alters, der Steuer, der Unbescholtenheit, und wie die Filtrierlappen alle hei- ßen, lassen noch eine erkleckliche Summe von unreinen Stoffen, Schmutz und dergleichen durchpassieren. Dies wird insolange, wenn auch Menschen- werk billig Entschuldigung für seine Unvollkommenheit fordern kann, ge- schehen und unerlaubt große Nachsicht in Anspruch nehmen, insolange man nicht auch hier von der einseitigen mechanischen Anschauung abgeht, und diese mit den Formen und Forderungen des organischen Lebens zu ver- mitteln bedacht ist. Die freie Gemeinde wird sowohl in den Verfassungen als in der Schule und endlich in der allgemeinen Überzeugung als Grundlage des Staates angesehen. Und diese Grundlage, dieser lebenskräftige Orga- nismus, geht beim wichtigsten Akte des konstit[utionellen] Lebens in einem Meer von Unsinn und aufgewühlter Leidenschaft, genannt Wählerversamm- lung von 50 000, unter. Wo es am meisten nottut, dass der Organismus seine lebendige Zeugungskraft betätige, da wird dieser in seine Elemente und Be- standteile aufgelöst, um, was viribus unitis schwer ist durchzuführen, den Einzelnen zu übertragen! Die Gemeinde wähle den Wahlmann und dieser den Deputierten, dann wird die Wahl die möglichst gelungene, und dann, aber auch nur dann, die Gemeinde in Wahrheit die Basis des freien Staates sein! – Dies behaupten die modernen Konstitutionellen.22 Ein Friedensrichter, wie er in England existiert, ist nichts andres als ein veredelter Patrimonialrichter. Eine absolute, konsequent durchgeführte Scheidung der Administration und der Justiz ist eine Unmöglichkeit.23 22 Die Landesverfassung, veröffentlicht als Durchführung der Verfassung vom 4. März 1849 (§ 82, RGBl. 150/1849, 160), wurde für die Markgrafschaft Mähren gemeinsam mit der Landtagswahlordnung im Kaiserlichen Patent vom 30. Dezember 1849 erlassen und schrieb für den Landtag die „directe Wahl“ der „Abgeordneten zum Landtage“ vor (§ 12, RGBl. 18/1850, 182). Diese Bestimmungen wurden nicht umgesetzt. Auch nach den Be- stimmungen der oktroyierten Reichsverfassung vom 4. März 1849 sollte die Wahl für das Unterhaus des Reichstags ‚direkt‘ erfolgen, die „Stimmgebung“ sollte „mündlich und öf- fentlich“ sein (§§ 43 und 46 RGBl. 150/1849, 156); da diese Bestimmungen ebenfalls nicht wirksam wurden, hatten sie realpolitisch keine Bedeutung. 23 Der österreichische Frühkonstitutionalismus von 1848 bis 1851 sah die Gerichtsbarkeit in allen Instanzen von der Verwaltung getrennt. Mit der Durchführung dieses Verfassungs- prinzips wurde schon 1849 begonnen. Dies änderte sich, ganz im Sinne Belcredis, in der Phase des Neoabsolutismus, des Monarchischen Einheitsstaates ab 1852, in der gemäß den Verfassungsgrundsätzen von 1852 die Gewaltenteilung zwischen Vollziehung und Ge- setzgebung wiederum aufgehoben wurde; in der 1. Instanz war sie das auch zwischen Ge- richtsbarkeit und Verwaltung, denn beides wurde von den sog. gemischten Bezirksämtern übernommen. Wilhelm Brauneder, Österreichische Verfassungsgeschichte, Wien 11. Aufl. 2009, 127, 135, 146f, 174.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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