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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1853142 Lösch, 20. Dezember 1853 Ich will als unbestreitbar voraussetzen, dass unsre innere Politik seit dem Jahre 1848 genötigt und dadurch berechtigt sei, die Geschäfte der Verwal- tung, die man gemeiniglich die Regierung nennt, in Taglohn durch bezahlte Beamte und eine eigentliche Schreiberzunft besorgen zu lassen. Die Unfä- higkeit der zur Verwaltung berufenen Klassen, nämlich der Besitzenden, Unabhängigen und Gebildeten, in einem Teile des Reichs, der üble Wille und übelangewendete Trotz in einem andern (Ungarn) und die offenen Re- bellions- und Losreißungsgelüste in einem dritten (Italien) mögen ihr keine andre Wahl lassen. Schlechte Motive und Leidenschaften mischen sich dann auch hier ein, suchen ihren Vorteil im Protektionswesen, Nepotismus sei- tens der Machthaber, in der Stellen- und Ämterjägerei seitens vieler ar- beitsscheuer, erwerbsloser, größtenteils unfähiger und sonst bedenklicher Individuen auf Kosten des Monarchen und des Volkes. Und [sie] wissen ih- rem Interesse zu dienen, indem sie den Erstern in dem Wahn erhalten, er herrsche absolut, und das Letztere, nämlich den für den Augenblick vorwie- genden [Teil des Volkes], das Bürgertum in dem gleich irrigen [Wahn], dass dieses herrsche, weil die Beamten diesem Stande angehören! Ein Blick auf diese faktischen Zustände reicht hin, die Unnatur in den- selben, die Sophistik in dem Räsonnement zu enthüllen, welches diesen Zu- stand stützen und nach Möglichkeit erhalten und verlängern will. Der Absolutismus in abstracto, angewandt auf menschliche Macht und Gewalt überhaupt, ist ein logisches Unding. Der Mensch selbst ist in endli- che Schranken gebannt, und keine von ihm ausgehende Willens- oder Tätig- keitsäußerung kann unendlich, also unbeschränkt, absolut sein. Die höchste Gewalt kann daher nur die Ausübung der Kraft innerhalb ihrer natürlichen Grenzen sein, eine Kraft ohne gesetzlichen Widerstand kann daher gar nicht gedacht werden, da sie an diesem erst zum Bewusstsein kommt. Es schmeichelt aber dem menschlichen Hochmut, sich in den Wahn nicht der Gottähnlichkeit, sondern der Gleichheit mit Gott hineinzuträumen; denn nur Gott ist absolut. Und schlau wird dies benützt, den Machthabern der Erde den Wahn zu erhalten, damit sie die Wahrheit nicht erkennen. Eritis sicut Deus!190 Ebenso irrig ist es, einem Stande weiß zu machen, er herrsche, weil aus diesem Stande Entsprossene in einer Berufsklasse wie die der Beamten die Mehrzahl bilden. Eben weil ihr Lebensberuf darin besteht, vom Verdienst der Arbeit in der Regierungswerkstätte zu leben, weil ihr Interesse ein ganz andres, wo nicht überhaupt kein Standes-, sondern ein rein egoistisches In- 190 Genesis 3, 5: Eritis sicut deus, scientes bonum et malum: Ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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