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der Regeln des polit[ischen] Anstands rein alles. […]433 All die konserv[a-
tiven] Tugendspiegel und Maulhelden versichern, sie hätten die korrektes-
ten Grundsätze und die edelsten Absichten. Aber einstehen dafür, arbeiten,
kämpfen will keiner. Es ist zum Erbarmen und zum Ekeln!
Lösch, 19. Dezember 1863
Heute an Prälat Napp geschrieben in Angelegenheiten der Ackerbaugesell-
schaft.
Die 4 Ersatzwahlen zum Landtag in den Städten sind schlecht ausgefal-
len, und hat derselbe wohl den Zuwachs von blinden Regierungsmännern
und Philistern erhalten, die dann ins Netz der Radikalen geraten werden.
Die slawische sog. nationale Partei ist überall unterlegen. Nun fehlt noch
ein – voraussichtlich – schlechter Ersatz für Sternbach, und wir sind wieder
in einer entschiedenen Minorität.
Die Dinge müssen noch viel schlechter werden, ehe sie besser werden
können. Jetzt verfolgt die Revolution noch eine aufsteigende Bahn, da die
Kämpfer fehlen, sie aufzuhalten!
Heute fordert die Prager radikale „Politik“ den Kaiser direkt zu einem
Staatsstreich auf!
Dies alles und noch einiges über die unselige Schleswig-Holsteiniade in
den Zeitungen gelesen. Dass das Kongressprojekt einfach nur eine Kriegs-
maschine war und dass wir diesen selbst bald haben werden, wer zweifelt
noch daran?
25. Dezember 1863
Wenn ich übrigens nicht später noch ausdrücklich anders verfüge, so hat
auch der andre, im Jahre 1862 von mir erkaufte Halblahn in Lösch im Falle
meines Todes an die fr[omme] Kongregation der Barmh[erzigen] Schwestern
des heiligen Karl Borromäus ganz in derselben Weise und unter den selben
Bedingungen wie solche die Schenkungsurkunde vom 9. Dezember 1862 in
Bezug auf den ersten Halblahn enthält, zu vererben und zu gelangen.434
Diese Bestimmung soll ganz als mein letzter Wille angesehen und in Voll-
zug gebracht werden.
Schloss Lösch 25.12.1863. Egbert Graf Belcredi.
433 Unlesbare Stelle.
434 Siehe Eintragungen vom 23.6. und 3.12.1862.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115